
ich möchte kurz ein paar sachen zitieren, weil es mich gleich an die diskussion hier erinnert hat.[URL=http://www.bild.t-online.de/BTO/tipps-trends/gesund-fit/bams/2007/08/12/s-e-x-kolumne/neue-monogamie,geo=2317302.html] quelle[/URL]
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Das Credo dieses flexiblen Ehegefühls, das auf dem Buch „The Ethical Slut“ (in etwa: „Das moralische Luder“) von Sexualtherapeutin Dossie Easton und S/M-Autorin Catherine A. Liszt beruht: Durch diese besondere Freiheit, die Ehrlichkeit, aber auch die prickelnde Unsicherheit, ob der Geliebte wirklich nach Hause kommt, würde immer wieder neues Begehren ausgelöst. Und das sei das Gegengift zu unseren lustlos gewordenen Zeiten.
Funktionieren soll das Ganze nach dem Prinzip: Monogamie des Herzen, aber der Körper schaut öfter nach was Neuem. Ganz offiziell, Details sind verhandelbar. Und weil es ehrlich ausgesprochen wird, ist es moralisch und politisch korrekt.
Keine unterdrückten Wünsche mehr und keine aufgedeckten Seitensprung-Lügen, die das Vertrauen erschüttern. Kein Risiko mehr, dass schon ein entlarvter Fehltritt zum Ende einer doch glücklichen Beziehung führt. Ganz einfach – oder?
Seit Jahrhunderten der christlichen Geschichte gilt der Deal: Erst die körperliche Treue macht die wahre Liebe aus, sie ist das Fundament, auf das ein Paar die Beziehung und Lebensplanung stellt. Die allgemeine Wahrheit lautet: Wer liebt, geht nicht fremd. Das gehört aber ins heterosexuelle Märchenbuch.
Die Realität: In etwa 70 Prozent aller Beziehungen hat sich bereits einer von beiden ein Auswärtsspiel gegönnt; hochgerechnet betrügt jeder Fünfte, Frauen geringfügig seltener als Männer. Der Sexualforscher Professor Werner Habermehl stellte in einer Studie fest: je länger die Beziehung andauert, desto höher ist das Risiko, dass der Partner fremdgeht. Im siebten Jahr betrügt jede zehnte Frau und beinahe jeder fünfte Mann, nach 25 Jahren wird jede zweite Frau und zwei von drei Männern untreu. Die Gründe: erotische Frustration, Neugier, gute Gelegenheit – trotz Liebe. Das romantische Ideal der Rundum-Treue mag gesellschaftlicher Konsens sein, aber die Statistik offenbart, dass wir so gesittet sind wie Horst Seehofers Gürtelschnalle.
Die Wissenschaft belegt, was wir ahnten. Die meisten Anthropologen wie Dr. Helen Fisher sind der Ansicht, dass der Mensch nicht für totale Zweisamkeit konstruiert ist: Alle drei Jahre muss naturellgemäß was anderes her oder wenigstens ein wenig Aufregung; ob man nun viermal in Reihe heiratet wie Exkanzler Gerhard Schröder oder eine Pingpong-Beziehung pflegt wie Model Kate Moss und Pete Doherty, Motto: Anziehung durch Abstoßung.
„Schluss mit Heimlichkeit, Schluss mit falschen Versprechen, die wir nicht einhalten können“, plädiert nun die US-Beziehungreform „new monogamy“: Jedes Paar sollte Absprachen treffen, was es sich gegenseitig erlaubt und was nicht – von der homöopathischen Dosis eines Flirts über Zwischenstufen wie Händchenhalten, Küsse unter Kollegen bis zu Telefonsex oder Vollverkehr.
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Auch bei Homosexuellen ist das Prinzip der „new monogamy“ Alltag: Mit dem einen lebt Man(n), mit dem anderen liebt man. Neu ist, die Abstufungen offen zu definieren – und diese Neuordnung persönlicher Treuegrenzen als Chance, nicht als Hindernis der Liebe zu begreifen.
Ist die Variante der Teilbarkeit noch Liebe?
Die gefährliche Wahrheit: ja. Menschen können lieben, und dennoch andere begehren; für Sekunden, für eine Nacht, immer wieder. Manche leben es aus. Manche nicht. Manche reden darüber und schaffen es, manche verheimlichen es und scheitern. Für manche ist die Neue Monogamie Selbsterkenntnis und Reife, für andere der nackte Horror, für die übernächsten uninteressant.
Klar ist: Entscheiden muss jeder für sich, was Freiheit, erotische Selbstverwirklichung und Treue-Tuning für ihn bedeuten – und ob die „neu-monogame“ Ehrlichkeit der Beziehung Qualität oder Qual schenkt.
genau das wäre es ja, was gefordert wird. ehrlichkeit. nur ist das problem, dass das macht gefühl über den anderen dann eingeschränkt wird oder gar verloren geht. das typische "er gehört mir - und zwar ganz alleine" ist dann nicht mehr aktuell. die kontrolle geht verloren ?! aber hat das etwas mit liebe zu tun ?
liebe und sex sind einfach 2 völlig unterschiedliche felder. und einstellungen können sich ändern, weil jeder mensch sich verändert. es kann gut sein, dass man mit 20 so denkt - mit 30 aber ganz anders. vor allem sollte man gewisse situationen durchmachen bevor man urteilt. und wenn die liebe wegen einem seitensprung urplötzlich erlischt, dann kann es kaum liebe gewesen sein. denn liebe bedeutet genauso verzeihen. liebe bedeutet, dass man will das das gegenüber glücklich ist. liebe bedeutet auch mal verständnis zu haben. (und auch hier bezieht sich wieder alles nur auf körperliche, nicht auf emotionale untreue. die ich weit schlimmer finden würde.)
und die frage ist immer noch unbeantwortet:
warum ist sex mit anderen personen so verwerflich? sex mit anderen personen ist nicht verwerflich (und gesellschaftlich akzeptiert), wenn man ohne prädikat "vergeben" herum läuft. da kann man mit jedem rumknutschen, hier und da verkehr haben. es ist mir schleierhaft weshalb in solch einer situation verständnis aufgebracht wird, aber in partnerschaften utopische treue gefordert wird. (utopisch, weil genug studien beweisen können, dass treue lieber gepredigt als gelebt wird.)
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