Supertext - mitlesen und mitdiskutieren!!
Die Fallbeschreibungen mußte ich leider rausnehmen - da ich nur 10 000 Zeichen schreiben darf
Aber wer sie lesen möchte - ich kann sich in einem anderen Beitrag noch anfügen... 
Schlagwort Dominanz - Ausdruck erzieherischer Hilflosigkeit? (Zeitschrift Wuff / 4/04)
Als ich vor nunmehr zwei Jahrzehnten begann mich ernsthaft mit Hundeverhalten auseinanderzusetzen, wurden mir zwei eherne Grundregeln eingetrichtert.
Regel 1: Der Hund stammt vom Wolf ab und wird wie dieser stets versuchen, seine Postition im Rudel zu verbessern.
Regel 2 : Ein Hundebesitzer muss immer die Alpha Position im Mensch- Hund Rudel einnehmen. Schlußfolgernd resultieren daher die meisten Verhaltensprobleme aus der Missachtung dieser beiden Grundprinzipien und sind stets als Dominanzverhalten einzustufen. Doch basieren derlei Denkmuster überhaupt auf seriösen wissenschaftlichen Grundlagen?
Sind sie angesichts neuerer Forschungesergebnisse heute wirklich noch zeitgemäß?
Welcher ARt sind solche Rangordnungsprobleme zwischen Mensch und Hund - ja, gibt es sie überhaupt??
Was ist Dominanz?
Dominanz wir im Wesentlichen definiert als "beherrschen wollen" - oder "die einflussreichste Stellung einnehmen wollen". Nun, eine einflussreiche Stellung innerhalb einer Hierarchei einehmen zu wollen, setzt dreierlei voraus:
Erstens, dass Hunde sich innerhalb ihrer menschlichen GEsellschfdt als Rudelmitglied betrachten,
zweitens, dass Wölfe, und deren Beobachtungen (und deren Übertragbarkeit auf hundliches Verhalten) diese These beruht, in einer hierarchischen Rangordnung leben,
und drittens, dass Hunde sich wie Wölfe verhalten.
Die meisten Erkenntnisse über Wolfsverhalten basieren auf dem Studium von Gehegewölfen. Es gibt bis heute nur wenig Arbeiten über frei lebende Wölfe, weil es sehr schwierig ist, diesen scheuen Wildtieren im unwegsamen Gelände zu folgen. Doch neueste Untersuchungen zeigen, dass Wölfe in freier Wildbahn sich ganz anders verhalten als Wölfe in Gefangenschaft. in freier Wildbahn besteht ein Wolfsrudel aus den beiden Elterntieren und deren Nachkommen. Im Alter zwischen einem und drei Jahren verlassen die Nachkommen in der Regel ihr Rudel, um eine eigene Familie zu gründen. Das Familienleben innerhalb eines frei lebenden Wolfsrudels ist geprägt von Nahrungsbeschaffung und Welpenaufzucht., in dem die erwachsenen Elterntiere die Aktivitäten der Gruppe über ein System der Arbeitsteilung anführen, und wird nur sehr selten durch Rangordnungsstreitigkeiten gestört.
Dominantes Verhalten spielt bei frei lebenden Wölfen also eine sehr untergeordnete Rolle. Anders bei Gehegewölfen, wo Wölfe verschiedendsten Alters und unterschiedlicher Herkunft auf engem Raum zusammenleben müssen und nicht einfach abwandern können.
Soziale Spannungen sind die logische Folge, da ds Zusammenleben von Gehegewölfen viel stärker von Konkurrenz bestimmt ist.
Falsche Grundannahmen
Bisher wurden Beobachtungen von Gehegewölfen beinahe 1 zu 1 auf das Sozialverhalten unserer Haushunde übertragen. Dieser alte Ansatz gerät auch durch andere Beobachtungen immer mehr ins Wanken.
In ihrem neu erschienen Buch "Hunde" beschäftigen sich Ray und Lorna Coppinger unter anderem mit den unterschiedlichen Entwicklungen und Verhaltensmustern von Wolf und Hund. Ray Coppinger kritisiert das mangelnde Interesse der Forschung an der Spezies Hund (immerhin weltweit rund 400 mio Hunde gegenüber 400 000 Wölfen!), die in vieler Hinsicht bisher eher als eine degenerierte Form des Wolfes betrachtet wurde und deshalb nur wenig wissenschaftliche Beachtung fand! Ein großer Teil der Forschungsarbeiten baue deshalb fälschlich au fer bedenkenlosen Übertragung von Untersuchungsergebnissen an Gehegewölfen und Hunden auf.
Zitat Coppinger: Professionelle Hundeverhaltenstherapeuten stellen unkritische Vergleiche an: Wölfe bilden Rudel, daher muss man angeblich, wenn man einem Hund etwas beibringen will, selber der Rudelführer oder Alphawolf sein.
Coppingers eigene jahrelange Beobachtungen an ursprünglichen Dorfhunden, wie auf der ostafrikansichen Insel Pemba, dokumentieren die Unterschiede zwischen Wölfen und Hunden.
Diese Hunde zeigen kaum noch "Wolfsverhalten". Die meisten von ihnen leben alleine oder in sehr kleinen Gruppen und losen Verbänden. Hierarchische Strukturen und Rangordnungsstreitigkeiten fehlen. Doch nicht nur auf Pemba, sondern überall auf der Welt zeigen Hunde kein (oder nur selten) Rudelverhalten.
Das führ Coppinger nicht zuletzt darauf zurück, dass ein Jagen im Rudel bei Hunden, die sich von Abfällen ernähren, als Überlebenstrategie bedeutungslos geworden ist. Diese Erkenntnis ist für unser modernes Verständnis über Hunde sehr wichtig. Studien anderer Wissenschaftler wie Miklosi bestätigen dies. Der Dorfhund ist kein Rudeltier im Sinne des Wolfes. Er hat sich an eine ganz andere ökologische Nische angepasst und dementsprechend hat sich auch sein Sozialverhalten weiterentwickelt. Verändert hat sich bekanntermaßen auch das Äußere des Hundes. Bei gleichem Gewicht haben Hunde einen um 20% kleineren Kopf als Wölfe, 10% weniger Gehirn und vergleichsweise mickrige Zähne.
Ein Hund ist kein Wolf und ein Mensch-Hund-Verband kein Rudel!
Coppinger betrachtet auch die gängige Auffassung von Rangordnung kritisch. Seine Beobachtungen zeigen, dass es bei Rudelverhalten nicht um Rangordnung und Hierarchie geht, sondern um wesentlich komplexere Zusammenhänge und vielschichtige Verhaltensweisen.
Lehren und Lernen durch einschüchternde Unterwerfungsgesten des Menschen funktionieren deshalb selten!
Dass die Analogie mit dem Wolfsrudel noch immer so weit verbreitet ist und im Hundetraining so häufig verwendet wird, zeigt sehr deutlich, wie wenig wir auch heut noch über die Verhaltensentwicklung bei Hund wissen.
Um es mit einfachsten Worten auszudrücken: Ein Hund ist kein Wolf!
Wie steht es dann um die so lange gehegte Vorstellung des Mensch- Hund-Rudels und das Dominanzstreben unserer Hauswölfe? Je mehr dsa verhalten von Hunden erforscht wird, umso fraglicher erscheint es, ob Hunde sich überhaupt als Rudelmitglieder unseres häuslichen Verbandes verstehen.
Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich Rudel nur innerhalb einer Art bilden.
Schon unter diesem Aspekt scheint es mehr als fragwürdig dass Hunde sich als Teil eines Menschenrudels begreifen. und wenn selbst die Sozialstrukturen von Hunden mit denen von Wölfen nicht identisch sind, welchen Sinn machen dann menschliche Unterwerfungspraktiken wie "Alphawurf" und "Kehlengriff" ?
Inflation von Hundeflüsterern und co
Wir begegnen heute einer wahren Flut von Hundeflüsterern, Verhaltenstherapeuten und Kynopädagogen.
Viele von ihenen halten Rangordnungsprogramme noch immer für den Schlüssel zur Lösung von Verhaltensproblemen. Nciht selten dient die allgemeindiagnose "dominant" nur dazu, die mangelnden Fähigkeiten eines Hundetrainers zu verschleiern.
Doch um Konflikte zwischen Hund und Mensch nachhaltig lösen zu können, machen solche Ansätze wenig Sinn.
Im Gegenteil, dominantes Verhalten von unserer Seite führt zu weiterer Verunsicherung und noch stärkeren Spannungen.
Alphawurf, Leinenruck noch plötzlicher Privilegienverlust werden von Hunden in ienem von uns unerwünschten Sinn verstanden.
Alte Thesen im Licht neuer Erkenntnisse
hinterfragen
Erreicht wird duch solche Methoden nur ein schwer wieder gut zu machender Vertrauens und Bindungsverlust zwischen Hund und Mensch.
Gefallen hat mir deshalb die Aussage der Tiertrainerin Clarissa von Reinhardt, die darauf bestand, in einem Artikel nicht als Hundeflüsterin sondern als Hundeversteherin bezeichnet zu werden. Denn nur das wirkliche Verstehen hundlichen Verhaltens ist der Schlüssel zu einem harmonischen Miteinander.
Dazu gehört nicht zuletzt das Hinterfragen veralteter Thesen wie jener von Alpha- Besitzer und Omega Hund!
So - viel Spaß beim Lesen und denken wünsche ich euch!!
Mich überzeugt der Artikel und was ich sonst so lese zu diesem Thema und mit den Hunden in der Praxis tue sehr!!
Liebe Grüße
Tini







