diesen Thread möchte ich Tom widmen, einem Hund, der mich sehr geprägt hat.
Ich war sechs Jahre alt, als meine Mutter meinen Vater dazu hatte überreden können, einen Hund ins Haus zu holen. Unsere erster Hund sollte es sein, am liebsten ein Schäferhund. Papiere mussten nicht sein und da wir damals noch kein Internet hatten - außer im Büro meines Vaters, sah meine Mutter sich die regionalen Anzeigen in den Zeitungen durch.
Tatsächlich war sofort etwas dabei, was passte. "Schäferhund, fünf Jahre alt, Rüde unskatriert, sehr kinderlieb und verträglich mit Hündinnen und Rüden wegen Krankheit nur in gut Hände abzugeben."
Nun: Der Hund war schon weg. Genau so auch beim zweiten Angebot, wo es um einen Golden Retriever ging.
Und dann stand Folgendes in der Zeitung:
"Neun Welpen abzugeben, geimpft und entwurmt. Mischlinge, werden groß. Schwarze und braune Hunde, mit Kind aufgewachsen. 9 Wochen alt"
Es wurde angerufen und zwei Tage später haben wir die Hunde besucht. Schnell hatten wir uns für Tom entschieden, einen kleinen schwarzen Welpen mit weißem Fleck auf der Brust, in dem Labrador - Collie - Windhund - Schäferhund-Blut floss. Im Laufe der Jahre sollten wir Eigenschaften kennen lernen, die typisch für diese Rassen waren. Er tendierte nicht stark zu der oder der Rasse, wie man es manchmal bei Mischlingen mitbekam, er hatte tatsächlich von jedem etwas sehr deutlich in sich.
Bei der Familie angekommen, erwartete uns eine Frau mit kleiner Tochter, um die drei Jahre alt. Das Kind hatte die Welpen immer im Puppenwagen hin und her gefahren und ihnen Gute nacht-Lieder vrogesungen. ob den Hunden das sooo gut gefallen hat, kann man natürlich anzweifeln, dennoch war Tom total vernarrt in Kinder.
Mein Bruder und ich hatten eigentlich Beide Angst vor Hunden gehabt und so war ein Welpe wohl auch doch das Richtige, denn vor so einem süßen Tier konnte man keine Angst haben. So sind wir also nun mit Tom aufgewachsen, welcher von der ersten Minute an, mein kleiner Bruder war.
Wir sollten ihn am gleichen Tag auch noch mitnehmen - vollkommen unvorbereitet. An der Tankstelle wurde noch schnell Hundefutter gekauft, dann ging es nach Hause, wo er das Futter erst mal von einem Teller bekam. Als Welpenbox diente die ersten Nächte ein Umzugskarton, welcher natürlich von Tom umgestürzt wurde. Dennoch war er recht schnell stubenrein.

Ich war stolz, dass er auf der Fahrt nach hause leiebr auf meinen Schoß als wollte, als auf den meines Bruders und generell entwickelte Tom sich zu 'meinem' Hund. Ich war seine Bezugsperson, dass er nicht mit mir im Bett schlief, war da auch schon Alles.
Leider zeigte sich bei ihm dann später, dass sein Sexualverhalten stärker war, als normal. Unser eigentlich stubenreiner, ach so toller Tom fing an, unser Wohnzimmer zu markieren, wollte sogar meinen Bruder und mich begatten. Kaum war die Haustüre auf, war er draußen auf Brautschau.
Als er dabei dann einmal fast vors Auto gekommen wäre, war klar: Tom wird kastriert. Der gesteigerte Sexualtrieb war laut Tierarzt "typisch Labrador."
Nun, das wäre alles kein Problem gewesen, nur wurde Tom nach der Kastration krank. Er bekam Allergien, nahm stark zu. Wir gingen von einem Tierarzt zum Anderen. Der eine, welcher auch die Kastration durchgeführt hatte, wollte ihn einschläfern.
Die zweite Tierärztin hatte dann heraus gefunden, dass Tom an Allergien litt, bekam es aber nciht auf die Reihe, die Spritzen zu bestellen, die Tom so dringend brauchte.
Diese Zeit nahm nicht nur Tom sehr mit, sondern auch uns. Die kleiste Berührung schmerzte unseren Hund so sehr, dass er aufjaulte. Er, der sonst so verspielt und verschmust gewesen war, verkroch sich in die Waschküche, wo nichts in ihn ran konnte. Spaziergänge waren kaum mehr möglich - und Tom war noch nicht mal drei Jahre alt!
Wieder wechselten wir den Tierarzt und endlich - es wurde besser.
Wir bekamen Spritzen, die wir Tom regelmäßig geben mussten und schon bald war er wieder der alte, verschmuste Hund. Zwar war er nun nicht mehr so agil und verspielt wie früher, aber trotzdem: Er war mein Hund. Meine Eltern hatten ein wenig Angst gehabt, dass mein Bruder und ich nun, wo Tom nciht mehr so gerne Bällchen nach jagte, unsere Interesse verlieren würden, aber dem war auf keinen Fall so.
Ich passte mich meinem Tom an. Dann kuschelten wir halt mehr - und etwas spielen war ja noch drin. Er sprang zum Beispiel super gerne über im Garten gebaute Hindernisse.
Auch 'Unsinn' hatte er natürlich im Kopf - typisch Collie zeigte er uns dann mal, dass eben auch diese Rasse in ihm steckte.
Bei unserer Hundewiese war eine Schafsweide und die Besitzerin der Tiere hatte mal das Gatter offen stehen lassen. Prompt war Tom auf der Wiese gewesen, und wollte die Schafe treiben.
Ich hätte für diesen Hund meine Hand ins Feuer gelegt - denn mal ehrlich: Wie viele Hundebesitzer können behaupten, ihr Hund habe mehreren Menschen die Angst vor Hunden genommen? Tom hat das geschafft. Bei Kindern, sowie bei Erwachsenen. Sogar mit Katzen hat er sich vertragen.
Aber auch Tom wurde alt. Irgendwann ließ die Sehkraft nach, die Knochen wurden krank, aber Alles nicht so schlimm, dass man ihn hätte einschläfern müssen.
Zwölf Jahre war er dann alt, als wir diesen Weg mit ihm gehen musste. Nicht mehr ganz so gute Augen, die Ohren auch mal besser gewesen, schmerzende Knochen und einen Tumor im Darm war es Zeit in zu erlösen. Lange hatten wir diese Entscheidung vor uns her geschoben, als Tom dann jedoch die Treppe einen Teil runter gefallen und am gleichen Tag über eine Türschwelle gestolpert ist, war uns klar, dass der Tag gekommen war.
Am 21.07.2008 gegen 14 Uhr schlief er das letzte Mal in seinem Körbchen ein, hatte vorher noch ein letztes Mal eine schöne Putenbrust kauen dürfen.
Die erste Zeit war schrecklich, in mir kamen sogar Gedanken auf wie "Hätte Gina (unser Zweithund) nicht so krank sein können?". Dennoch - für Tom war es das Beste.
Ich werde diesen Hund immer im Herzen tragen und ich weiß, dass es kein Tier gibt, welches mir mal so viel bedeuten wird, wie dieser Hund. Noch heute weine ich um ihn. Er hat mir gezeigt, dass die besten Freund nicht zwingend menschlicher Natur sein müssen.

