8 Uhr
Es ist soweit, wir müssen unsere Missy von dieser Welt gehen lassen. Wir müssen sie erlösen, sie soll nicht weiter leiden.
8 Uhr, wir stehen vor der Tierarztpraxis, wir gehen wie ferngesteuert die lange, die verdammt lange Treppe zur Praxis hinauf. Stufe um Stufe wird der Weg schwerer und schwerer. Ich nehm dich aus deiner Box; hast du Angst, weiß du das du nun Abschied nehmen musst? Es ist die schwerste Entscheidung die man treffen muss, aber sie ist die beste. Nun wolltest du gar nichts mehr fressen, noch nicht einmal mehr deine Lieblings – Leckerli.
Der Arzt stellt fest das der Tumor innerhalb dieser einen Woche größer geworden ist und das es wirklich das beste ist dich gehen zu lassen.
Du bekommst eine Spritze, ein kleiner Pieks; für uns - dein Herrli und Frauli - so grausam, für dich die Erlösung. Ich halt dich ganz fest, Herrli redet dir gut zu, und du schläfst auf meinem Schoß friedlich ein. Es geht alles so schnell, ich habe gedacht die Welt, die Zeit, sie müssten stehn bleiben ... aber es geht alles weiter seinen Gang ... Du durftest nur 1,5 Jahre alt werden.
Freitag, 10.10.2008 um kurz nach 8 ist der Himmel um ein bezauberndes Wesen reicher geworden, und unser Herz und unsre Seele hat eine Narbe mehr bekommen. Aber ich weiß das die Wunde die du hinterlässt irgendwann verheilt und die Narbe uns an eine wunderschöne Zeit, auch wenn sie nur so kurz war, erinnert und uns damit ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
Missy,
du hast uns völlig in der Hand gehabt. Im November 2007 hat das Herrli dich vom Bauernhof geholt, dich vorm Fuchs gerettet, der schon deine Geschwister auf dem Gewissen hatte. Ich habe mich sofort in dich verliebt. So eine kleine, süße, liebe Maus, so folgsam und gelehrig. da warst du grade mal 6 Monate alt. Kanntest kein Spielzeug, haben dir gezeigt wie toll so eine Schnur sein kann. Und du hast uns dann gezeigt, wie schnell du einen Knoten öffnen konntest. Ins Bett durftest du Anfangs nicht, nein ich hab dich immer wieder runter gesetzt. Und nach 2 Nächten hast du es verstanden. Doch Herrli, der Schlawiner, hatte es dir irgendwann erlaubt, und zum Dank wurde er von nun an jeden morgen ab 4 Uhr geweckt. Da half keine Bettdecke, irgendeine Stelle hast du schon gefunden um deine Pfoten durch zu strecken.
Und wehe dir ging es nicht schnell genug mit dem Fresschen, eine Standpauke bekam man da von dir zu hören. Du hast sowieso immer gern erzählt, hast Dialoge mit mir geführt und immer das letzte Wort gehabt! Gerne hast du mich auch angeknottert, so als ob ich ein Beutetier von dir wäre. Aber Beute hast du selten bis gar nicht erlegt. Du hast immer versucht die Mücken mit den Pfoten zu fangen, so als wenn wir Menschen in die Hände klatschen. Du warst ein erfolgloser Jäger. Aber immer wieder schön mit anzusehen wie du es versucht hast. Immer höher bist du gesprungen. Ich konnte kaum glauben das eine so kleine Katze aus dem Stand so hoch springen kann! Aber auf deine Aussichtstonne bist du nicht gekommen, komisch, die war wesentlich niedriger als deine Sprünge die du beim jagen hingelegt hast. Eine kleine Stufe haben wir dir dann gebaut, damit du nicht wie angenagelt an der Tonne hingst. Leider konnten wir dies nie fotografieren.
Nun werden wir morgens keine Hilfe mehr beim Betten-machen haben. Zack, du warst die erste im Bett und hast dich dann immer unter die Decke gelegt. Auch aus unseren Teppichen hast du dir Höhlen gebaut. Man musste so aufpassen das man nicht aus versehen auf dich drauf trat.
Nun werden wir morgens nach dem aufstehen und nachmittags beim nach hause kommen nicht mehr stürmisch begrüßt. Wir werden dein schnurren, dein weiches Fell, deinen Geruch, deine Stimme, deine tapsigen Pfoten, deine Augen, dein süßes Gesicht, einfach alles was dich ausgemacht hat vermissen.
Missy mach es gut, lass es dir gut gehen, wir sehen uns irgendwann wieder. Wir werden uns bestimmt wieder finden. Und dann werden wir viel viel Zeit miteinander verbringen, für immer ...
Wir haben dich lieb!