Vermenschlichung des Hundes

      Liebe Fories,

      immer wieder wollen uns angebliche Hundekenner glaubhaft machen, was für aussergewöhnliche geistige Fähigkeiten unsere Hunde hätten z.B. schrieb jemand in einem anderen Forum:
      Zitat:
      Im übrigen sind Setter ausgesprochen klug, fast schon weise und das macht sie zu ganz besonders "starken" Persönlichkeiten.


      Ich halte solche Aussagen nicht nur für grundsätzlich falsch sondern auch für höchst bedenklich, denn viele Hunde werden daher bestraft, weil ihre unwissenden Besitzer Ihnen oben aufgeführte Eigenschaften zusprechen und sie deshalb für Ihr unerwünschtes Verhalten verantwortlich machen. Aussagen wie der Hund ist dickköpfig und sturr, will sich rächen, will gefallen, weiss genau, dass er das nicht machen soll, ist dominant u.s.w. kriegt man immer wieder zu hören.
      Wieso sehen wir Hunde nicht so wie sie wirklich sind ?
      Hunde sind soziale Raubtiere mit kleinen Hirn ( etwa zitronengross ) super Nase, total egoistisch, ohne Moral und total undemokratisch, aber dennoch liebenswert oder ?

      Liebe Grüsse
      Frank


      Lass die Medizin im Gefäß des Apothekers, wenn Du Deine Patienten durch Nahrung heilen kannst. (Hippokrates, berühmter griechischer Arzt des fünften Jahrhunderts)
      Also irgendwie muss ich dir ja Recht geben. Ein Hund kann einen weder veräppeln noch hintergehen etc. er macht ja einfach dass, was er für richtig hält, oder was ihm nicht anders gesagt oder verboten wurde. Allerdings bin ich schon der Meinung, dass es Hunde gibt, die weniger dominant sind wie andere. Unsere Hüninn war von Anfang an bei ihren Geschwistern die unterste im Rudel und sie hat es praktisch gar nicht anders gekannt und uns von Anfang an als Bosse akzeptiert.

      Ich finde nicht, dass Hunde egoistisch sind, sie machen einfach dass, was ihnen vererbt wurde, um zu überleben-- das hat in meinen Augen nichts mit Egoismus zu tun.

      Ich würde mich freuen wenn du mal zurückschreibst

      Hallo,

      ich geb dir auch irgendwie recht, aber:

      Ist ein Hund nicht sturr wenn er eben noch auf Sitz gehört hat und wenn man es das nächste mal sagt dann tut er es nicht? Ist es nicht komisch wenn man ihm beibringt komm und er trottet zu einem weil er da noch schnuppern will und da? Ich meine es ist ja ok das er "Zeitung liest" aber doch nicht immer wie er will, er muß doch in bestimmten Situationen hören?
      Was ist mit einem Hund der nur Befehle befolgt wenn er weiß es gibt dann ein Leckerli? Das alles will ich nicht verstehen, wo liegt das dann am Mensch?

      Erklär mal bitte

      LG bambam
      .......................
      Hallo Dogfreak,

      gerne antworte ich Dir. :biggrin:
      Dogfreak schrieb:
      Allerdings bin ich schon der Meinung, dass es Hunde gibt, die weniger dominant sind wie andere. Unsere Hüninn war von Anfang an bei ihren Geschwistern die unterste im Rudel und sie hat es praktisch gar nicht anders gekannt und uns von Anfang an als Bosse akzeptiert.


      Gebe Dir Recht, dass Hunde dominant sind, aber meistens nur untereinander ! Wollte nur darauf hinweisen, dass nach den 60er Jahren, als die Rudel- und Dominanztheorie aufkamen, fast jegliches Fehlverhalten unsere Hunde mit Dominanzproblem versucht wurde zu erklären. Auch heute noch wird für unerwünschtes Verhalten immer noch Dominanz als Hauptgrund aufgeführt, was aber in den meisten Fällen nicht das eigendliche Problem ist. Viele empfehlen auch heute noch, man müsste der Chef sein und daher den Hund spürbar unterordnen. Antidominanzregeln, wie vor dem Hund essen, zuerst durch die Türe gehn, keine erhöhten Sitzplätze erlauben u.s.w. werden heute auch noch empfohlen um den Hund zu enthronen bzw. damit er nicht die Rangfolge in Frage stellt . Der Glaube in die Wirksamkeit dieser Regeln scheint bei vielen noch tief zu sitzen, denn viele Hundebesitzer, deren Hund unerwünschtes Verhalten zeigt, weissen in Ihren Posting extra daraufhin, indem sie etwa so schreiben: Obwohl ich die Antidominanzregeln einhalte und ich der Chef bin, habe ich folgendes Problem....
      Dogfreak schrieb:
      Ich finde nicht, dass Hunde egoistisch sind, sie machen einfach dass, was ihnen vererbt wurde, um zu überleben-- das hat in meinen Augen nichts mit Egoismus zu tun.


      Selbsterhaltungs- und Fortpflanzungstrieb ist die oberste Prämisse aller Lebensformen. Dem ist jegliches Verhalten untergeordnet. Dazu gehört auch bei uns Menschen eine gesunde Portion an Egoismus. Einer der nur gibt und nicht nimmt, kann auf die Dauer nicht überleben ! Hunde zeigen Verhalten nur aus Eigeninteresse (Egoismus). Das gezeigte Verhalten kann man mit vier Dingen erklären:
      - der Hund will, dass Lohnendes aus seiner Sicht beginnt
      - der Hund will, dass Lohnendes aus seiner Sicht nicht aufhört
      - der Hund will, dass Aversives aus seiner Sicht nicht beginnt
      - der Hund will, dass Aversives aus seiner Sicht aufhört
      Solltest Du Interesse haben, um nachzulesen, wie Hunde wirklich sind, so besorge Dir das Buch von Jean Donaldson "Hunde sind anders ". Übrigens das beste Hundebuch, was ich bisher gelesen habe: amazon.de/exec/obidos/tg/store…p_2_1/028-5893444-0772534

      Viele Grüsse
      Frank




      Lass die Medizin im Gefäß des Apothekers, wenn Du Deine Patienten durch Nahrung heilen kannst. (Hippokrates, berühmter griechischer Arzt des fünften Jahrhunderts)
      Hallo bambam,

      bambam schrieb:
      Ist ein Hund nicht sturr wenn er eben noch auf Sitz gehört hat und wenn man es das nächste mal sagt dann tut er es nicht?

      Erstmal eine Gegenfrage: Was bringt dem Hund zum Sitzen ?
      Der Befehl "Sitz" ? ich glaube nicht, sondern die Erwartungshaltung des Hundes, die er mit dem akkustischen Signal verknüpft hat. Leider haben Signale in unterschiedlichen Situationen für den Hund unterschiedliche bzw. keine Bedeutung d.h. hat der Hund eine bestimmte Erwartungshaltung mit einem von uns akkustisch gegebenen Signal im Haus erfolgreich verknüpt, so heisst das noch lange nicht, dass diese Verknüpfung z.B. auch im Garten gilt und er das Signal wunschgemäß ausführt. Daher sagt man auch, der Hund kann schlecht generalisieren d.h. verallgemeinern. Der Hund lernt situationsbezogen !

      bambam schrieb:
      Ist es nicht komisch wenn man ihm beibringt komm und er trottet zu einem weil er da noch schnuppern will und da? Ich meine es ist ja ok das er "Zeitung liest" aber doch nicht immer wie er will, er muß doch in bestimmten Situationen hören?

      Wie schon gesagt, nur lohnendes Verhalten wird vom Hund ausgeführt und da kann er durchaus anderer Meinug sein, was für ihn lohnend ist als sein Mensch. So kann ich unter Verwendung von besonders guten Leckerlies oder / und Entfernen vom Hund ein schnelleres Herankommen des Hundes bewirken. Belohne ich ihn dann, sobald er zu mir gekommen ist, dann erhöhe ich die Wahrscheinlichkeit, dass er beim nächstenmal schneller kommt. Hat der Hund die Auswahl zwischen zwei für ihn positiven Sachen, so wird er zuerst jene auswählen, was ihn den grössten Nutzen verspricht. So einfach ist das !

      Viele Grüsse
      Frank


      Lass die Medizin im Gefäß des Apothekers, wenn Du Deine Patienten durch Nahrung heilen kannst. (Hippokrates, berühmter griechischer Arzt des fünften Jahrhunderts)
      Hi Frank!

      Es ist sicher falsch, einen Hund zu vermenschlichen, doch was bezeichnen wir eigentlich als "menschlich"?
      Im Grunde doch nur die große "graue Masse" im Kopf.

      Wir Menschen sind doch auch nur Tiere und werden auch immer noch von gleichen Instinkten und Motivationen angetrieben, wie alle anderen Zwei-, Vier-, Sech- und Achtbeiner auch. Nur das es uns doch hin und wieder gelingt unsere ursprünglichen Triebe durch enorme gehirnliche Anstrengungen etwas zu unterdrücken.

      Ein kleines Gehirn ist noch lange nicht ausschlaggebend für die Intelligenz, sondern es kommt auf die Anzahl der funktionierenden Verknüpfungen an.
      Am besten sieht man das an Menschen. Als Studentin möchte ich behaupten, dass ich doch einiges auf dem "Kasten" habe, gerade was z.B. eine schnelle Lernauffassung angeht und ich merke bei einer Unterhaltung mit z.B. "nur" einem Hauptschüler, dass da doch Unterschiede sind. Das ist jetzt nicht irgendwie diskriminierend gemeint, aber es ist eben so, dass es intelligentere und weniger intelligente Menschen gibt (trotz gleicher Gehirngröße!).
      Ebenso habe ich auch schon Lehrer und Doktoren kennengelernt, die auf dem Sektor "soziale Intelligenz" absolute Nieten waren, während weniger gebildete Menschen einfach leichter soziale Kontakte knüpfen konnten.

      Sicher ein Hund ist umgewälzt auf den Menschen nicht so intelligent was z.B. abstraktes Denkvermögen angeht, wohl kann er Dir eine bestimmte Geldmünze aus dem Geldbeutel heraussuchen, doch er wird niemals den Sinn des Geldes verstehen, wozu auch, das braucht er einfach nicht, also hat die Natur diesen Teil der Intelligenz als überflüssigen Balast weggelassen.
      Was die Sinne des Hundes angeht, müsste man sagen, ist der Hund eindeutig "intelligenter" als wir, denn was er mit Nase und Ohren kann, davon können wir nur träumen.

      Genau wie ein Hund sind auch wir Menschen "total egoistisch" wenn wir wirklich ehrlich mit uns sind.
      Es wirken vielleicht manche Menschen so großzügig, weil sie eben von einer Ressource genug haben, wenn ein Wolf den Bauch bis zum Hals gefüllt hat, bezweifle ich, dass er noch großartig um den Rest des Kadavers streitet, er wird ja auch kaum noch laufen können.
      Wenn ich also 10 Mio € hätte, wird es mir wohl kaum wehtun, wenn ich davon 10.000 € abgebe, aber ist das wirklich "selbstlos"???

      "ohne Moral": Was genau ist eigentlich Moral???
      Moral (frz.: moral, v. lat.: moralis die Sitten betreffend).
      Die Gesamtheit der sittlichen Normen, Werte, Grundsätze, die das zwischenmenschliche Verhalten einer menschlichen Gesellschaft regulieren und von ihrem überwiegenden Teil als verbindlich akzeptiert oder zumindest hingenommen werden.
      Die faktische Moral hat teilweise emotionale Ursprünge (Ekel, Hass, Angst) ebenso ist sie kultur- und gesellschaftsabhängig.

      Also ehrlich wer im Gegensatz zum Menschen weder Gut noch Böse sein kann wie der Hund, wer braucht dann schon Moral, der Hund ist ja schon die Moral an sich, da er nie etwas aus niederen Beweggründen heraustut.

      "Undemokratisch": Ja, Demokratie, die Volksherrschaft, im Moment hat sich für mich die Sache mit der Demokratie in Deutschland erledigt, denn davon merke ich nichts mehr, wir haben halt nur noch eine Parteiendiktatur, also genauso undemokratisch wie ein Hund halt und im Gegensatz zu nicht so "zivilisierten" Ländern direkt harmlos.

      Kommen wir noch kurz auf die Gefühle der Hunde zu sprechen:
      Das ein Hund nicht die gleiche Gefühlswelt besitzt wie ein Mensch ist klar. Doch warum werden dem Hund von einigen Menschen Gefühle ganz abgesprochen, zumal dieser Bereich bei Hund noch gar nicht wirklich erforscht wurde, was ja bestimmt auch sehr schwer wäre??
      Z.B. Hass: Was ist Hass beim Menschen, wie entsteht er?
      Ich denke Hass beim Menschen entsteht, wenn er sich durch irgendetwas oder irgendwen in seiner "Freiheit" eingeschränkt fühlt, wenn ihm eine für ihn wichtige Ressource entzogen wird.
      Entzieht man einem Hund eine für ihn wichtige Ressource (z.B. Beute) reagiert er meist mit Aggression (Hass???).
      Kommen wir gleich zum Nächsten ein Mensch ist oft, wenn ihm etwas weggenommen wird "nachtragend", doch wäre diese Eigenschaft nicht gleich zu setzen mit der erhöhten Aufmerksamkeit eines Hundes der weiß, es könnte ihm wieder jemand die Beute streitig machen?

      Trauer: Man sagt: "Ein Hund trauert nicht, sondern er vermisst höchstens eine wichtige Ressource (z.B. Rudel).
      Ist es bei uns nicht auch so. Stirbt der Vater vermissen wir dann den Vater an sich oder eher unbewusst, die Sicherheit die er uns gab oder auch sein Wissen das er uns vermittelt hat.

      Ich denke so große Unterschiede zwischen Mensch und Tier gibt es gar nicht, das was jedes Lebewesen trennt ist eben die Evolution und letztendlich sind wir alle mit einem Kopfsalat verwandt.
      Sicher wird ein Tier in nächster Zeit nicht solche Denkleistungen vollbringen wie ein Mensch und was nützt es einem Wolf wenn er eine Atombombe bauen könnte, was hat es uns genützt???

      Aber vielleicht irgendwann in ein paar zigtausend Jahren wird irgendein Lebewesen eine so gravierende Mutation in der Evolution hervorbringen, dass es unsere Vorstellung von Intelligenz sprengen wird, wenn die Menschheit das überhaupt noch erlebt.

      Ciao Mimi
      ..........