Ich war in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit meinem Freund bei einem Konzert in einer Kleinstadt ca. 50 km von uns entfernt.
Auf dem Rückweg, wir waren gerade aus einer Ortschaft raus, auf einem kurvigen Stück, nicht sehr schnell unterwegs, lief ein Stück vor uns eine süße, kleine schwarzweiße Kuhkatze auf die Straße. Wir wurden sofort noch langsamer, ganz stehen bleiben konnten wir nicht, da wir einen an der Stoßstange kleben hatten, für dessen Geschmack wir sowieso schon zu langsam unterwegs waren. Miezelchen rannte bis zur Fahrbahnmitte und in dem Moment kam um die nächste Kurve Gegenverkehr - auch zwei an einander klebende Autos.
Es ging alles so schnell, ob da einer versucht hat zu bremsen, ich kann es nicht sagen. Die Miez drehte wieder um und rannte zurück auf unsere Seite, mein Freund stieg in die Eisen, es quietschte wie verrückt, unser Hintermann war fast in unserem Kofferraum und zog dann entnervt mit Vollgas vorbei. Wir rollten noch ein paar Meter und hielten an. Ich konnte nur ängstlich flüstern. "Wir haben sie nicht erwischt, oder!?" Mein Freund mit Grabesstimme: "Doch." - Wir hatten keine Chance, wir nicht, die Süße nicht.

Ich wollte sofort aus dem Auto springen, dass das in schwarzen Klamotten nachts auf der Landstraße keine gute Idee ist, für solche Gedanken war keine Zeit, kein Platz. Wir fuhren vorsichtig zurück und hielten wieder an.
Mein Freund hat die Kleine von der Straße geholt, wir hatten sie so schlimm am Kopf verletzt, sie kann nichts mehr gefühlt haben. Die kleinen Beinchen haben noch ein paar Mal gezuckt, aber das waren bestimmt automatische Muskelspasmen :pray:. Wir haben sie vorsichtig ins Gras neben ein Gebüsch gelegt und bestimmt 2 Minuten jeder mit einer Hand auf ihrem kleinen Körper schweigend dagehockt, ich habe in Gedanken versucht, sie über die Brücke zu begleiten.
Wir konnten nichts mehr für sie tun, haben sie mit dem Knüllpapier von einem Blumenstrauß zugedeckt (was anderes konnten wir im Auto nicht finden) und ich habe auf einen kleinen einseitig beschriebenen Schmierzettel, den ich in meiner Tasche gefunden habe, eine kurze Nachricht und unsere Telefonnummer geschrieben und den Zettel mit einem Stein beschwert daneben gelegt. Vielleicht war die Kleine eine Wilde, ein Halsband hatte sie nicht, nach einer Tätowierung zu suchen, das habe ich einfach nicht fertig gebracht.
Ich denke, wir haben getan, was in dieser Situation, um diese Tages- bzw. Nachtzeit möglich war, trotzdem quält es mich so, dass die Miez so sinnlos sterben musste.
Kleines Engelchen, es tut uns schrecklich leid. Ich hoffe du hast gemerkt, dass du in deinen letzten Sekunden nicht alleine warst. Ich würde alles dafür geben, könnte ich den Unfall rückgängig machen. Süßes Mäuschen, ich hoffe, du bist gut über die Brücke gekommen und spielst jetzt wieder sorglos mit den anderen Sternenmiezen auf grünen Wiesen - ohne Straßen.
Kleiner Engel, ich werde dich nie vergessen.



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