King Helges Katzengeschichte

      King Helges Katzengeschichte

      Der folgende Text stammt von Helge Schneider, eine echt beeindruckende Rezitation davon ist auf der CD "Es gibt Reis, Baby" von ihm zu hören. Also, nicht erschrecken:

      Ich schrob auf der Schreibmaschine und schrieb eine Doktorarbeit - ich weiss jetzt nicht, ob es Gynäkologie war oder Französisch. Draussen der Wind pfiff sein Lied, sein immerwährendes altes Lied und die Wolken verdüsterten den Himmel ein bisschen auf dem Bild von Caspar David Friedrich, das ich selbst gemalt habe.
      Es war ein Original. Abgebildet waren der Schah von Persien und die Micky Maus - poppend!

      Ich hatte mir ein Würstchen gekauft von der Würstchenbude, die in meinem Zimmer steht, und die schmeckte sehr lecker, sie schmeckte genauso gut wie die, die ich einen Tag vorher gegessen hatte - ihr wisst, die, die morgens neben dem Schlafanzug lag. Und als ich aufstand, bommelte sie hin und her. Was für eine Wurst! (What a worst!)

      Plötzlich vernahm ich von draussen eine Art Hähen oder Spähen, ein jämmerliches Hilfegesuch, nicht schriftlich, sondern richtig. Ich dachte "was ist das denn, was ist das denn, was ist das denn - Helge, was ist das?" Ich vernahm wiedermals ein jämmerliches Mähen oder Hähen. Es musste wohl von einem kleinen Tierchen oder auch von einem kleinen Menschen herkommen - ich wusste es nicht genau...

      Was sollte ich tun?

      Ich sprang auf von dem Sofa, auf dem ich gelegen hatte und Zeitung geblättert hatte, und zwar Illustrierte, rannte mit Riesenschritten an der Würstchenbude vorbei (der Verkäufer sass auf seinem Küchenhocker und machte ein kleines Nickerchen), rannte durch den Oberflur, rutschte die Rollstufe runter in die Halle an den Skulpturen vorbei, riss die Stores auf, sprang durchs Hauptportal mit grossen Sätzen die breiten Marmorstufen hinab und stapfte dann eiligen Schrittes über den von Gärtnern schön geharkten frischen Kies und blieb dummerweise mit dem Hermelin am Ferrari hängen, der Scheisse geparkt war von meinem Fahrer. Ich rappelte mich wieder hoch, nahm beide Schösse und hetzte weiter - fiel wieder hin, diesmal über die goldenen Bommeln von meinen Schnabelschuhen, und brach mir dabei einen Zacken aus der Krone.

      So ramponiert sprang ich hoch und stürzte in den Irrgarten rein, den die Gärtner zu meiner Belustigung angelegt hatten. Ich rannte mehrmals im Kreis hin und her - ich wusste den Ausgang nicht! Was sollte ich tun!? Mit quergestellten Schülterblättern rammte ich wie ein Rammbock durch die Buchsbaumhecke, dass es nur so splattatterte.

      Dann ein paar hundert Meter durch den Mangrovenwald, durch die Hibiscusblüten durch, über die kleine Wiese mit den Margariten, wo die Auerochsen und Ure wohnen, die ich ja züchte, und dann einen Abhang runter und endlich sah ich in weiter Ferne, klitzeklein, meinen Privatbach schimmern, wo das Geräusch herzukommen schon. Ich warf einen Blick behend über meine Schultern, sah mein Anwesen als einen kleinen Punkt am Horizont verschwinden und war dann endlich an dem kleinen schillernden, wie Silberpapier in der Sonne glänzenden blauen grauen Bach angekommen.

      Da sah ich, wer da "Helge" gerufen hatte: es war ein kleiner wollknäuelgrosser Wollknäuel - eine kleine Katze. Eine kleine süsse schnuckelige putzige Katze, wollknäuelgross wie ein Wollknäuel, und hatte die Form eines Wollknäuels. Dieses Wollknäuel rief hurtig immer wieder ein Mähen oder Spähen aus - es konnte noch nicht richtig sprechen, die war ja noch kleiiin.

      Es hatte eine Schultüte im Arm auf der draufstand "Meine erste Butterfahrt". Seine Eltern hatten es wohl ausgesetzt. Es lag in einem Weidenkörbchen, was in der Dünung des Baches immer lustig hin- und herwipperte.

      Ich bückte mich, legte Zepter und Reichsapfel beiseite und machte mir sogar ein bisschen den Hermelin schmutzig, als ich mit meiner Hand vorfuhr und das kleine, zwar gestreifte, aber sehr niedliche Kätzchen hochnam. Und es machte so ein kleines "Fauch-Miau"-Gehähe... Mir wurde warm ums Herz... Mein Herz weitete sich zu einem saftigen Steak!

      Es hatte ein Schildchen um den Hals - es war sein Name: Orang-Utan-Klaus! Das ist doch kein Name für ne Katze! Da sind wir doch mal ehrlich, das ist doch die Situation hier! Ich riss das Schildchen ab und zerknüllte mich in vier Teile. Ich nannte die Katze anders. Ich gab ihr einen Katzennamen, und zwar "Tellefonmann".

      Und es begab sich aber, dass ich das Kätzchen aufnahm in meinen Haushalt. Ich brachte ihm Schuheputzen bei indem ich es vor der Haustür festnagelte und meine Schuhe dran abstreifte. Die Farbe gefiel mir nicht, ich lackierte es um mit einer Lösung, und das schien dem Kätzchen nicht gut zu tun, leider ist es so verschieden.

      Ich hatte ein etwas schlechtes Gewissen, was jetzt aber wieder gut ist, denn ich habe ein Lied geschrieben für diese kleine süsse Katze, und ich habe ihm auch ein Mausoleum bauen lassen.

      Das würde ich für einen Menschen niemals tun.


      Tja, hat irgendwer schonmal grösseren Blödsinn gehört oder gelesen?

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      Genau, doofwitzig und witzigdoof, das ist ja der Trick des Herrn Schneider. Habe grösstes Verständnis für alle, die ihn nicht mögen, denn ich mochte ihn auch mal nicht. Doch heutzutage, hierundjetzt, ganzpersönlich und insgesamtüberhaupt find ich ihn so richtich unterhaltsam, auch und insbesondere als Musiker (!) - bin ein Spätfan, totgelachter...

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