Als ich zurückkehrte, war mein Freund tot, ermordert von meinem Löwen, er hatte ihn totgebissen, weil er fürchtete, das könne mein Liebhaber gewesen sein.
Dumpfes Grauen und ein unbeschreibliche Angst stiegen in mir auf, als ich im gegenüber stand. Der Löwe lächelte, kam langsam auf mich zu und sagte: "Nun sind wir wieder allein."
Ich stürzte in wilder Panik vor ihm davon, aber er folgte mir und sagte mit ruhiger, unheimlicher und doch sanfter Stimme: "Du entkommst mir nicht, du wirst schon sehen."
Ich rannte und rannte und kam an ein Haus mit dunklen Fenstern. Es gelang mir, mich auf das Vordach über der Tür zu retten, während mein Löwe, vor dem ich mich nun so fürchtete, unten hin und her lief. Er sah mich mit seinen großen lockenden, gefährlichen Augen an. "Warum fliehst du vor mir?" wisperte er sanft. "Du weißt, dass ich für dich geschaffen bin."
Vergeblich versuchte ich, seinem heißen Atem, der von unten an meine Beine wehte, durch Zurückweichen zu entgehen, da bemerkte ich knapp oberhalb meines Kopfes ein Fenster, das ein wenig offen stand. Alle meine Kräfte zusammen nehmend drückte ich mich an der Fensterbank hoch und glitt hinein. Gerade rechtzeitig schaffte ich es, das Fenster hinter mir zu schließen, als der Löwe mit einm gewaltigen Satz auf das Vordach sprang. In blinder Angst rannte ich in dem leeren Zimmer umher, verschloss die Türe von innen, ließ den Rollladen hinunter, um den draußen tobenden Löwen nicht mehr zu sehen und war mir auf einmal nicht mehr sicher, was dieses Wesen, das da auf mich lauerte, eigentlich war, Mensch oder Tier.
Kraftlos lehnte ich mich an die Wand und glitt zum Sitzen auf den Boden. Ich war nicht fähig, mich zu rühren, wusste nur, dass da draußen "er" auf mich lauerte und versuchte, mich auszuhungern, um mich schließlich doch zu bekommen und ´mit Haut und Haaren zu verschlingen.
Lange saß ich so im Dunkeln, atmete kaum, lauschte auf sein Toben vor dem Fenster. Da vorne war eine Tür. Wohin führte die wohl?
Sollte ich sie öffnen?
