Mein Liebchen...Ruhe in Frieden

      Mein Liebchen...Ruhe in Frieden

      Liebe Bonnie,

      es ist nun fast schon eine Woche her, seitdem Du brutal von einem Auto aus Deinem noch so jungen Leben gerissen wurdest. Du warst sicher gerade beim Spielen oder wolltest Deiner Schwester hinterher jagen. Vielleicht hast Du Dich unter den noch warmen Autos gegenüber gewärmt und hast Angst bekommen, als ein Auto die Straße reinbog, weshalb Du noch schnell nach Hause laufen wolltest. Was auch immer Dich dazu bewogen hat, nicht eine Sekunde eher loszulaufen - es wurde Dir zum Verhängnis und Du musstest wenige Zentimenter vor unserer rettenden Hofeinfahrt sterben. Wir mussten quasi zusehen, wie es passiert ist und wie Dein kleiner Körper noch gezuckt hat. Deine Hinterbeine rannten noch kurz weiter, während der Rest Deines Körpers bereits leblos auf der Straße lag und aus Deinen Ohren schon viel Blut drang. Du hast davon hoffentlich - und wir gehen davon aus - nichts mehr mitbekommen. Ein schwacher Trost, wenn man es so nennen kann. Der Autofahrer hat es entweder nicht mitbekommen oder es war ihm egal. Er fuhr weiter.

      Du durftest gerade einmal 7 Monate alt werden und hattest eigentlich alles noch vor Dir: Den ersten Sommer in einem schönen Zuhause mit Garten, die erste Maus oder den ersten Vogel. Die ersten Frühlingsboten nach den tristen Wintertagen. Ein langes, gesundes Leben ohne Sorgen und Nöte, denn wir trugen auch Dich auf Händen.

      Die ersten 3 Monate Deines Lebens verbrachtest Du mit Deiner Schwester auf einem Hof, wo Du lediglich Futter bekommen, aber niemals die Vorzüge von menschlichen Streicheleinheiten kennenlernen durftest.

      Wir haben alles gegeben, um euch beiden die Umgewöhnung so angenehm wie möglich zu machen. Knappe vier Wochen dauerte es, bis ihr euch endlich habt streicheln lassen. Erst zaghaft, dann immer ein Stückchen mehr, bis ihr unsere absoluten Schmusebacken geworden seid.

      Du hast es geliebt, an der Sofadecke zu nuckeln, hast Dir den kompletten Bauch streicheln lassen, Dich dabei wohlig lang getreckt. Hast immer nur ein fast lautloses Miau von Dir gegeben. Deine Krallen lernten wir niemals kennen, da Du sie uns gegenüber kein einziges Mal ausgefahren oder benutzt hast. Lediglich Deine Schwester hat sie manchmal zu spüren bekommen, wenn ihr eure fünf Minuten hattet und euch gerauft habt, um danach wieder Arm in Arm auf dem Sofa einzuschlafen.

      Eure Kastration war gerade mal acht Wochen her. Danach musstet ihr noch eine Woche warten, um endlich in die große Freiheit nach draußen zu können. Du hast es geliebt, mit Deiner Schwester die Bäume der Nachbarn zu erklimmen und auf dem Bänkchen vor der Haustüre auf uns zu warten. Du warst eine gemütliche Frohnatur mit unendlich viel Liebe, Gutmütigkeit, Geduld und Unschuld.

      Von der einen auf die andere Sekunde warst Du plötzlich nicht mehr unter uns und hinterlässt eine riesige Lücke. Deine Schwester spitzte in der ersten Nacht nach dem Unfall bei jedem noch so kleinen Geräusch die Ohren, weil sie dachte, Du kommst gleich die Treppe hochgelaufen, um Dich wie gewohnt zu uns ins Bett zu kuscheln. Es war sehr schmerzhaft mit anzusehen.

      Tags darauf haben wir Dir ein würdiges Begräbnis bereitet. Gebettet auf Moos und Rosenblättern, eingewickelt mit frischen Blumen, einem Deiner Spielbällchen und unserem Abschiedsbrief in in Deine Lieblings-Nuckeldecke haben wir Abschied von Dir genommen und Deinen Körper zur Ruhe kommen lassen.

      Wir vermissen Dich unendlich und denken jeden Tag an Dich, geliebtes, wunderschönes Tigermädchen. Du warst einzigartig. Und warum ein so tolles, unschuldiges, liebevolles Geschöpf so früh gehen muss, werden wir niemals begreifen. Es bricht uns das Herz.

      Bitte wirf von dort oben ein behütendes Auge auf Deine Schwester, wir tun hier unten unser Möglichstes.

      Deine Dosis und Schwester Lillie
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      Liebe Grüße von

      Cori und ihren Samtpfoten