Wir verstehen unsere Angst-Katzen nicht

      Wir verstehen unsere Angst-Katzen nicht

      Hallo!

      Wir haben uns vom Tierschutzhof zwei Katzen zugelegt. Die Kleinen sind noch kein Jahr alt und lebten vorher wohl auf einem Dachboden einer Scheune und haben bis sie ca. 5 Monate waren wahrscheinlich keinen Menschen zu Gesicht bekommen. Aber sie sind stuben rein und brauchen nur etwas Zeit. So waren die Aussagen, als wir sie zu uns genommen hatten.

      Unser Problem ist, dass wir nicht viel Erfahrung mit Katzen hatten, bis jetzt. Der Vorgänger unserer Katzen (keine Kater) war ein alter Kater, der sehr selbstständig war und fast die ganze Zeit draußen. Er hat keinerlei Ärger gemacht und wollte nur immer geschmust werden. Leider hatte er einen bösen Tumor am Zwölffingerdarm letzten Sommer .... er ruht in Frieden ....

      Unsere Kleinen "wohnen" nun fast 6 Wochen hinter den Büchern im Regal und kommen (fast) nur abends und nachts raus. Sie spielen und toben auch, solange wir nicht dabei sind. Wenn wir um die Ecke schauen, gehen die beiden in Deckung, fliehen aber zum Glück nicht mehr panisch.

      Seit letzer Woche pinkelt eine (die etwas mutigere) uns aufs Bett und auf die Schaffelle, die auf dem Sofa liegen. Warum? Die Katzenklos werden regelmäßig benutzt und dementstrechend sauber gemacht. Wir haben drei Klos, die in ca. einem Meter Abstand zueinander stehen. Eins mit Deckel, eins unter der Arbeitsfläche (also halb versteckt) und eine offen.

      Wir hatten die Matratze und die Felle schon mit unserem alten Kater. Kann das ein Grund sein? Die Bettdecke und die Bezüge sind allerdings recht neu und können nicht nach Bobby riechen. Hilft hier vielleicht Feliway? Unsere Konsequenzen sind bis jetzt, dass die beiden Schlafzimmer-Verbot haben und wir fast alle Felle auf den Boden gelegt haben.

      Wenn wir durchs Wohnzimmer gehen und eine steht noch z.B. unter dem Tisch werden wir auch gelegentlich mal angefaucht. Warum? Sie ist dann nicht in die Enge gedrängt oder so, sie steht da ganz gerade und guckt uns an und faucht. Wenn sie unseren verständnislosen Blick sieht gucckt sie nochmal und geht dann weg. Es sieht fast so aus als wolle sie uns verscheuchen. Kann das sein, dass sie das Wohnzimmer als "ihr" Wohnzimmer sieht? Oder wissen so kleine Katzen noch nicht so ganz, was fachen bedeutet und wollen es "nur" testen?

      Wenn ein Schaffell auf dem Boden liegt, dann stellt sie unsere Mutige darauf, beißt rein und reißt richtige kleine Löcher darein! Warum? In der ganzen Wohnung fliegen dann die Fellfetzen rum. Die beiden haben aber auch drei Kratzbäume (zwei kleinere und einen Großen) und an der Tür angehängtes Spielzeug und natürlich einige Plüschmäuse und kleine Bälle. Eigentlich kann es ihnen also nicht langweilig sein. Oder?

      Mittlerweile haben sie so viel Vertrauen zu uns, dass sie sich unter uns legen, wenn wir eine Film gucken oder beide liegen dann unter dem Schingsessel, wenn ich lese. Dann gibt es auch kein gefauche oder geknurre. Wir spielen auch mit ihnen, z. B. mit einer "Katzen-Angel" oder einem Bommel am Gummiband. Das geht alles, aber anfassen oder streicheln? :eek: Das geht leider fast gar nicht. Dann setzt wieder die Große Flucht hinter die Bücher ein. Kleine Berührungen gehen nur mit einer Lachs-Creme-Bestechung. Aber ist die Tube weg, sind unsere Kleinen auch wieder auf 2 Meter Entfernung.

      Beim fressen mach unsere ängstlichere auch seltsame Dinge: wenn sie satt ist, kratzt sie teilweise 10 Minuten an der Fressunterlage und beißt teilweise auch in den Rand. Warum? Will sie damit ihre Zähne und Krallen reinigen? Teilweise klappt sie due Unterlage auch so um, dass sie den kompletten Natz (meistens noch 1/2 voll) mit umkippt und auf den Kopf dreht. Und als wäre dies das gewesen geht sie dann weg und putzt sich ausgiebig. Mein Mann und ich können das irgendwie nicht so ganz verstehen.

      Teilweise sind sie an manchen Tagen aber auch wieder so schreckhaft, dass alles sie zur Flucht treibt, egal ob niesen, Brot toasten, Telefon (nur mit Vibrationsalarm), die Türklingel oder Husten. Das alles kenne wir von unserem alten Haudegen so gar nicht, desswegen wäre es schön, wenn uns jemand helfen könnte!

      Hier und sonst im Internet habe ich oft gelesen, dass Katzen und Kater mit einem 3/4 Jahr in der Pupertät sein können und rüpelhaft werden können und alles mal ausprobieren. Könnte das eine Erklärung sein?

      Die beiden sind übrigens noch Wohnungskatzen. Wir wollen sie erst rauslassen, wenn wir sie anfassen können und sie auf ihre Namen reagieren.

      Was können wir tun, damit die Kleinen mutiger werden und keine Angst mehr haben?

      Vielen Dank für Eure Hilfe!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Schweden-Tiger“ ()

      Oh, oh - Ok - kämpfen mit Schafffell halte ich persönlich jetzt für normal - das riecht doch so gut ;) und damit muss dringend gekämpft werden.

      Aber ganz ehrlich, dieser Katzenhof hat nach meiner Auffassung keine gute Arbeit geleistet. Die zwei sind in meinen Augen sicher keine Katzen für Anfänger, sondern eher was für Leute mit Katzenerfahrung, eventuell sogar in eine bestehende Gruppe (mit menschenerfahrenen Katzen).

      Die zwei waren die ersten Monate ohne menschlichen Kontakt? Das ist immer eine schwierige Situation - Zum einen ist es immer sehr schwierig, Katzen, die mehr oder weniger ohne menschliche Kontakte aufgewachsen sind, noch richtig zahm zu bekommen. Sie sind einfach nicht auf den Menschen geprägt - mit sehr sehr viel Geduld kann das kommen, aber meiner Erfahrung nach werden die nie so zutraulich wie Katzen, die bereits als Babys in die Hand genommen werden und (gute) Erfahrungen mit Menschen machen. Daher ist das mit dem Anfassen so schwierig - sie kennen das nicht. Auch Teile des Verhaltens hängen sicher damit zusammen, dass sie nicht auf ein Zusammenleben mit Menschen geprägt sind - das ist alles völlig anders als sie es in ihrer Babyzeit erlernt haben.

      Das was es braucht (und eine Garantie auf Erfolg gibt es nicht) sind 3 Dinge:

      1. Geduld
      2. Gedukd
      und
      3. Geduld

      Viel Glück
      Chai
      Geduld haben wir!! :zustimm:

      Momentan haben wir auch das Gefühl, dass es auch etwas bringt. Denn sie trauen sich schon etwas näher an uns heran oder laufen uns neugierig hinterher, wenn einer beim Fernsehen mal in die Küche oder aufs Klo geht.

      Ich habe das Gefühl, so lange wir nichts "bedrohliches" machen, vertrauen sie uns schon etwas. Und Dank Lachs-Creme-Bestechung durfte ich unsere mutige auch schon mit den Finterspitzen berühren und etwas streicheln!!!

      Wir haben zwar nicht sehr viel Katzen-Erfahrung, aber ich hoffe, wir bekommen sie noch!

      Mein Mann und ich hatten auch überlegt, noch eine dritte Katze uns jetzt zuzulegen, die Menschen kennt und so. Aber ich befürchte, dafür ist unsere Wohnung etwas zu klein.

      Hat denn jemand Erfahrung, ob so etwas wirklich was bringt?
      Hallo Schweden-Tiger,

      erst einmal finde ich es toll, dass ihr euch der Herausforderung stellt, auch wenn ihr noch nicht so viel Erfahrung habt. Die kommt mit der Zeit und das notwendige Wissen kann man sich aneignen, wenn man das möchte. Es gibt leider so einige Katzenhalter, die zwar schon seit Jahrzehnten Katzen halten, aber dennoch keine Ahnung über deren Bedürfnisse haben, leider.

      Wichtig ist Geduld und viel Ruhe, aber da seid ihr auf einem guten Weg, wie es aussieht. Alles andere kommt und meiner Erfahrung nach ist es so, dass gerade die Ängstlichen am Schluss die größten Schmuser werden (gibt natürlich auch Ausnahmen, aber bei den meisten Bauernhofkatzen mit denen ich zu tun hatte, war es so, gerade in dem Alter.

      Die beiden sind kastriert? Falls nicht, könnte das ein Grund für das plötzliche Pieseln sein. Die Katzenklos würde ich vielleicht etwas weiträumiger in der Wohnung verteilen, wenn möglich. Dass die Katzen in dem Alter Blödsinn machen und auch mal die Einrichtung (oder das Schaffell) zerlegen ist mehr oder weniger normal. Sauerei machen leider auch, legt auf die Unterlage irgendetwas schweres, zwei Steine oder so und gut ist.

      Was gut geht, bei ängstlichen Katzen ist Clickertraining: lasercats.de/clickertraining.html

      Eine dritte Katze ist im Moment wahrscheinlich eher Stress als vorteilhaft, kann natürlich helfen, kann es aber auch schlimmer machen, besonders wenn sich die Katzen nicht verstehen oder die neue Katze einfach eure Aufmerksamkeit stärker einfordert.

      Habt ihr schon Fachliteratur gelesen oder euch bisher nur im Internet informiert?

      lg

      Hexenmieze
      Liebe Grüße Hexenmieze mit Hexe, Emma, Mauri, Betsy, Romy, Susi, Oskar und den Wassertieren
      Ich dachte weniger an ein Buch direkt für euer Problem, sondern eines, das euch hilft, eure Katzen besser zu verstehen (Körpersprache z. B.). Was ich grundsätzlich gerne empfehle, sind die Bücher von Sabine Schroll.

      Oder auch "Was Katzen wirklich wollen..." von Mircea Pfleiderer (ganz bekannter Name im Bereich Katzenverhalten) und Birgit Rödder.

      Zum Thema Katzensprache, Catwatching, Katzenverhalten gibt es jede Menge Bücher, die meisten bieten aber nur einen groben Überblick. "Katzenseele" von Paul Leyhausen und Mircea Pfleiderer fand ich persönlich recht interessant, liest sich aber nicht soo schön, als Hintergrundlektüre aber auf jeden Fall nicht verkehrt.

      Was mir noch einfällt, in der Pfotenhieb-Ausgabe vom September war auch ein recht ausführlicher Artikel über scheue Katzen, der euch bestimmt auch weiterhilft:

      cadmos.de/katzen-und-heimtiere/pfotenhieb-1.html
      Liebe Grüße Hexenmieze mit Hexe, Emma, Mauri, Betsy, Romy, Susi, Oskar und den Wassertieren