Kater Haini hat Angst, reagiert panisch und pullert.

      Kater Haini hat Angst, reagiert panisch und pullert.

      Hallo,

      ich bin die Höhlenbärin, bin Studentin und wohne zusammen mit meinem Freund Christian und unseren zwei Wohnungskatern Haini und Gismo in Dresden. Ich hab früher schon öfter hier geschrieben, als ich noch zu Hause bei meinen Eltern und deren zwei Katzen Lilly und Hermine gewohnt habe.
      Nun haben mein Freund ich unsere eigenen beiden Kater. Wir haben die beiden Anfang März diesen Jahres bei eBay Kleinanzeigen entdeckt und die Besitzerin, die Haini und Gismo wegen eines Umzuges abgeben wollte, gleich angeschrieben. Danach ging alles sehr schnell und sie zogen bei uns ein. Nach einigen schüchternen Tagen der Eingewöhnung klappt jetzt eigentlich alles ganz gut. Eigentlich. Denn Haini ist ein kleiner Angsthase und wird in letzter Zeit in heiklen Situationen immer öfter panisch und pullert vor Angst.

      Nun erstmal zu den beiden Katern:
      Gismo ist kastriert und geimpft, 3 Jahre alt und wurde von der Vorbesitzern im Zooladen als Gesellschaft für Haini erstanden. Er ist ziemlich aufgeweckt, neugierig und lernfreudig. Ab und zu hat er Angst (z.B. vor der Türklingel, Staubsauger etc.) oder ist schüchtern gegenüber Fremden. Aber meistens kriegt er sich sehr schnell wieder ein.
      Haini ist ein kastrierter Kater, etwa 4 Jahre alt und ein Fundtier. Die Vorbesitzerin hat ihn als Jungtier im Tierheim in einen Käfig eingesperrt vorgefunden, worauf sie sich gleich aus Mitleid für Haini entschieden hat. Beim Umzug zu ihr hat er sich erstmal 14 Tage verkrochen und das Futter verweigert. Bei uns ist er schon am zweiten Tag aus seinem Versteck gekommen. Er ist ziemlich schreckhaft, aber gleichzeitig sehr anhänglich und verschmust. Er ist nicht aggressiv.
      Haini und Gismo sind dicke Freunde, putzen sich gegenseitig, spielen, raufen etc. Gismo ist eindeutig der dominantere von beiden, aber wir haben den Eindruck, dass sich Haini bereitwillig unterordnet, ohne davon Schaden zu nehmen. Außerdem hat sich Haini beim Umzug zu uns anscheinend sehr an Gismo orientiert, vielleicht ging daher die Eingewöhnung schneller als bei der Vorbesitzerin.

      Nun zum eigentlichen Problem:

      Haini ist aufgrund seiner Ängstlichkeit leicht aus der Fassung zu bringen. Dazu könnte ich einige Situationen nennen, bei denen er meinen Freund schon angefaucht hat, weil ihm etwas zu viel wurde (z.B. leichtes Zurechtrücken seines Schlafkissens, als er gerade darauf lag).

      Aber seit letzten Dienstag ist es ziemlich schwierig mit Haini.
      Wir probieren zur Zeit, die beiden an die Transportbox zu gewöhnen, da wir im Juni zum Tierarzt mit ihnen wollen (erstmal mit Gismo, dann später mit Haini). Ihr letzter Tierarztbesuch ist 3 bzw. 4 Jahre her. Gismo geht inzwischen wunderbar auf Kommando in die Box rein und wieder raus. Haini geht mit Hilfe von Leckerlies auch rein, bleibt ab und zu mal länger drin sitzen, hat aber noch Angst vor dem Schließen der Box, weil er in genau derselben zu uns gekommen ist und bestimmt generell schlechte Erfahrungen mit geschlossenen Kisten gemacht hat.
      Jedenfalls hat Christian am Dienstag mit ihm In-die-Box-gehen geübt und dabei die Tür ganz kurz zu gemacht. Dabei ist Haini total ausgerastet und hat gefaucht. Die Tür wurde natürlich gleich wieder geöffnet. Haini ist beim Rausrennen gegen Christians Arm gerannt und fauchend über den Kratzbaum auf das Bücherregal geflüchtet. Christian wollte ihn zur Beruhigung nochmal streicheln, woraufhin Haini anfing, vom Bücherregal zu pullern. Anschließend floh er auf den Balkon und legte sich in seinen Pappkarton mit Ausblick auf den Hinterhof. Wir haben dann erstmal den Kratzbaum am Bücherregal abgebaut und Teppich und Regal saubergemacht. Haini bekam sein Baldriankissen und ein paar Leckerlies zur Beruhigung. Später lies er sich wieder gut streicheln und bis gestern war er auch wieder normal. Noch vor einigen Wochen, als er Christian angefaucht hatte, war er längere Zeit noch sehr vorsichtig gegenüber Christian, aber dieses Mal war er schneller wieder zutraulich. Zu mir geht Haini generell eher als zu ihm.
      Gestern Abend dann saß Haini auf dem Bücherregal. Christian warf ihm ein Leckerli hoch. Dabei landete es hinter Haini. Christian wollte es nehmen, ihm vor das Gesicht legen und Haini kurz streicheln, woraufhin er ihn wieder anfauchte, über den Kratzbaum nach unten sprang und ins Bad rannte. Christian ging ihm hinterher und öffnete leicht die Badtür, um zu gucken, wo der Kater sitzt. Daraufhin rannte Haini los, stieß sich noch an der Badtür, floh ins Arbeitszimmer, pullerte ganz kurz und versteckte sich im Arbeitszimmer unter einem Regal. Dort urinierte er dann auch nochmal etwas. Christian streichelte ihn kurz und ließ ihn dann erstmal in Ruhe.
      Heute morgen dann war Haini im Wohnzimmer. Er kam, als Christian das Futter gemacht hatte und ließ sich auch wieder von ihm streicheln. Aber er wirkte noch deutlich verunsichert. Als er am Vormittag auf dem Balkon in seinem Karton lag und Christian sich nähern wollte, fauchte er ihn plötzlich wieder an. Christian ist dann nicht weiter auf ihn zugekommen.

      Ja, was ist nur mit Haini los? Ich hab ja die Vermutung, dass er schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hat und deshalb so schnell panisch wird, wenn Christian mal "zu weit" geht. Die beschriebenen Situationen waren immer dann, wenn ich nicht zu Hause war. Jetzt bin ich zum Beispiel gerade über das Wochenende bei meinen Eltern. Ich kann euch aber versichern, dass Christian nicht in irgendeiner Form böse zu Haini ist. Wir hängen sehr an den Katern und versuchen alles zu tun, damit sie es bei uns gut haben.

      Wir fassen Haini eigentlich schon buchstäblich mit Samthandschuhen an, aber er wird halt dennoch sehr schnell unsicher. Klar, geht man mal zu weit mit dem Knuddeln oder beim Spielen, aber mit der Zeit haben wir jetzt auch gelernt, das man sehr vorsichtig mit Haini umgehen muss. Das kenn ich so von Lilly und Hermine nicht. Sie sind richtig selbstsichere Katzenpersönchen ;) Andererseits ist Haini schon meistens lieb und anhänglich. Er lässt sich auch problemlos hochnehmen, wenn er gerade entspannt ist.

      Manchmal könnte man auch denken, dass Haini sich vor sich selbst erschreckt, wenn er sich einfach mal gehen gelassen hat, z.B. beim Spielen oder wenn er in der Transportbox sitzt, um an die dortigen Leckerlies zu kommen. Dann rennt er plötzlich unter den Couchtisch, kommt aber kurze Zeit später wieder hervor.

      Dass er sehr schreckhaft ist, damit haben wir uns ja abgefunden. Aber dass er jetzt Christian häufig so anfaucht und panisch reagiert, das macht mir schon Sorgen. Man kann ja nicht immer extrem vorsichtig mit ihm umgehen. Gerade wenn wir dann demnächst mit Haini zum Tierarzt fahren, müssen wir ihn ja praktisch zu etwas zwingen, was ihm extreme Angst macht. Das wird bestimmt furchtbar :(

      Ich hab schon zu Christian gesagt, dass wir ihn wirklich nicht mehr streicheln oder irgendwie anders bedrängen dürfen, wenn er gefaucht hat. Ich denke, nur so können wir vermeiden, dass er dann richtig panisch wird. Andererseits tut er uns dann immer so leid, wenn er Angst hat :(

      Ich denke, er hat ganz furchtbare Dinge erlebt, bevor er ins Tierheim kam :(

      So, tut mir leid, so viel geschrieben zu haben. Hoffentlich liest sich das jetzt überhaupt noch jemand bis zum Schluss durch ;) Aber es ist so schwer, das in ein paar wenigen Sätzen abzuhandeln.

      Liebe Grüße,
      die Höhlenbärin.
      Dass er Angst vor Männern hat, kann gut sein, kommt häufiger vor, gerade bei Katzen deren Herkunft man nicht genau kennt. Da hilft im Endeffekt nur viel Geduld und darauf zu achten, ihn nach Möglichkeit immer den ersten Schritt machen zu lassen und ihn nicht in die Enge zu treiben (also z. B. nicht einzusperren). Vielleicht wäre es auch sinnvoll, wenn kritische Sachen, wie z. B. die Transportbox, vorerst ohne deinen Freund trainiert werden, wenn er Angst vor ihm hat.

      Clickertraining ist auch eine gute Möglichkeit, um Zugang zu ängstlichen Katzen zu finden. Infos dazu findest du hier: lasercats.de/clickertraining.html
      Das Buch von Frau Laser (oder auch die DVD) kann ich auch empfehlen.

      Zusätzlich könntet ihr mit Feliway und/oder Bachblüten arbeiten, um für entspanntere Stimmung zu sorgen.

      Den Tierarztbesuch würde ich vielleicht noch einmal ein paar Wochen nach hinten verlegen. Akut liegt ja nichts an, oder?
      Liebe Grüße Hexenmieze mit Hexe, Emma, Mauri, Betsy, Romy, Susi, Oskar und den Wassertieren
      Hallo,

      erstmal vielen Dank für deine Antwort, Hexenmieze :wink:

      Ja, wir haben auch schon ausgemacht, dass ich jetzt mit ihm z.B. das In-die-Box-Gehen übe.
      Wir haben an seiner Reaktion am Dienstag ja gemerkt, dass er noch nicht bereit ist, ganz kurz bei geschlossener Tür in der Box zu bleiben. Da er in letzter Zeit öfters mal einfach so drin saß, dachten wir halt gleich, dass wir den nächsten Schritt wagen könnten. Tja :sad:

      Mit dem Clickern haben wir vor circa drei Wochen angefangen, weil ich auch schon gelesen hatte, dass man damit ängstlichen Katzen häufig etwas mehr Sicherheit geben kann. Haini ist dafür allerdings nicht sehr empfänglich. Er reagiert zwar mittlerweile auf das Klicken. Aber er ist noch nicht bereit, dafür etwas zu tun bzw. hat vielleicht auch noch nicht verstanden, dass er für eine bestimmte Handlungsabfolge eine Belohnung bekommt. Er ist eher triebgesteuert - lässt sich leicht ablenken, geht einfach weg u.ä. Gismo macht dagegen super mit. Damit haben wir ihm auch das In-die-Box-Gehen beigebracht. Haini schaut dann meistens eher zu :wink:
      Wir sind dabei, Haini zusätzlich an einen Targetstab zu gewöhnen. Da kommt er auch drauf zu, wenn man ihm das Teil vor die Nase hält. Aber extra dafür aufstehen, z.B. um zu "winken", geht noch nicht.

      An Feliway hab ich auch schon gedacht. Hab bloß auch gelesen, dass manche Katzen daraufhin eher noch unsicherer reagieren. Aber einen Versuch wäre es schon wert. Gerade auch, um die Box vielleicht damit einzusprühen.

      Der Tierarztbesuch ist noch schon noch zu verzögern. Ich hab mir auch überlegt, ob Tierärzte vielleicht Beruhigungstabletten o.ä. mitgeben? Damit die Fahrt dorthin nicht ganz so stressig wird.

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      Ich denke, ihr seid auf einem guten Weg.

      Was das Clickern betrifft. Wie habt ihr denn angefangen und mit welchen Belohnungen arbeitet ihr? (Thrive ist so etwas, auf das ganz viele Katzen abfahren und zudem noch gesund :wink: ). Wir clickern ja auch und bei schwierigeren Sachen und/oder komplexeren Handlungsabläufen dauert es schon ein paar Wochen, bis alles sitzt. Bei manchen Katzen muss sich das auch erst entwickeln, dass sie sich über einen längeren Zeitraum konzentrieren können. Bei Yahoo gibt es auch eine Mailingliste zum Thema, initiiert von Birgit Laser (Lasercats), die für euch vllt. zusätzlich auch interessant wäre.

      Ich würde es eher mit dem Feliway-Stecker versuchen. Wie und ob er anschlägt, kann man im Vorfeld schlecht sagen, da hilft nur ausprobieren.

      Beruhigungsmittel kann dir der Tierarzt sicher geben, Notfalltropfen (Rescue Remedy) wären auch empfehlenswert. Da am besten einfach mal im Vorfeld mit dem Tierarzt sprechen und vielleicht auch vorwarnen, dass ihr einen etwas schwierigeren Patienten habt.
      Liebe Grüße Hexenmieze mit Hexe, Emma, Mauri, Betsy, Romy, Susi, Oskar und den Wassertieren
      Wir belohnen mit Trockenfutter (verschiedene Marken, in Zukunft dann Perfect Fit, wenn alle Futterproben aufgebraucht sind) und Leckerlies von Whiskas (Knuspertaschen mit Huhn und Käse). Wir benutzen keine besonders gesunden Leckerlies, das weiß ich. Aber auf diese Knuspertaschen fahren Haini und Gismo eben total ab. Die kennen sie noch von der Vorbesitzerin. Da reicht schon ein einfaches Rascheln mit der lila Büchse und sie wachen aus dem Tiefschlaf auf und kommen angerannt.
      Thrive sieht toll aus, ist aber ganz schön teuer. Und durch das Clickern haben wir einen ziemlich hohen Verbrauch.
      Meine Eltern geben Lilly gerne diese Putenbrustfiletscheiben, die es für Menschen zu kaufen gibt. Aber Haini und Gismo mögen die nicht besonders, was mich allerdings wundert. Die Vorbesitzerin meinte nämlich, sie hätten alles mögliche, was es beim Frühstück oder Abendbrot so zu holen gibt (Wurst, Käse, Milch) abgegriffen. Dafür interessieren sie sich bei uns aber gar nicht. Nicht, dass wir das auch einführen wollten. Aber mal ganz kurz haben wir ein Stück Wurst hingehalten... nüscht. Und bei Katzenmilch gehen sie eher rückwärts.

      Ich trag mich mal in die Mailingliste von Birgit Laser ein. Hab schon ein paar Videos von ihr auf YouTube angesehen, als wir mit dem Clickern begonnen haben. Beeindruckend :)

      Wir haben jetzt erstmal für Gismo einen Arzttermin für den nächsten Mittwoch ausgemacht. Da schildern wir gleich die Situation um Haini und fragen nach Beruhigungsmitteln o.ä. Den Termin für ihn würde ich aber erst ein paar Wochen später ansetzen. Die Zeit braucht er vllt. schon noch.

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      Hallo!

      Mal kurz zu der Transportbox: steht die jederzeit zugänglich für die Kater da, oder wird sie nur zum "Training" hingestelllt?

      Ein ähnliches Problem hatten wir damit nämlich auch - bis wir die Box geöffnet in der Wohnung hatten, ausgelegt mit weichen Tüchern, so das unsere jederzeit dort reinkönnen und die Boxen als "normale" und "ungefährliche" Gegenstände ansehen...
      "Nicht jeder, der aus dem Rahmen fällt, war vorher im Bilde"
      (Autorin unbekannt)


      Petra und ihre Kuscheltiger



      Wenn ich im Forum bin, bin ich im Forum - wenn nicht, denn nicht :D
      Hey,

      die Box steht offen in der Wohnung. Manchmal legen wir sie mit Leckerlies aus, die nur Haini frisst. Die verschwinden dann immer recht schnell :cool:

      Gestern lag Haini übrigens mehrfach in der Transportbox zum Dösen. Wir haben sie natürlich offen gelassen und ihm ein paar Belohnungshapperln gegeben :smile:
      Hi,
      du und dein Freund müssen reichlich Geduld haben. Über den Magen und Leckeren Sachen kann man schon eher mal den Zugang zu der Katze bekommen. Unser Toby ist auch so ein Panikkater. Mein Mann hat 10 Jahre gebracht, bis er ihn durchs Haus tragen konnte. Toby ist immer noch vorsichtig, aber er läßt sich nun streicheln. Aber er muß von sich aus kommen. Ob du das je ganz raus bekommst, kann man wirklich nicht sagen. Aber freu dich einfach über jeden kleinen Fortschritt und habe vorallem viel Geduld.

      starcat