

Außerhalb des Dörfchens Meguro, etwas abseits der Straße, betrieben Herr Nakamura und seine Frau ein kleines, bescheidenes Gasthaus. Mit ihnen lebte ein weiß-rot-schwarzes Kätzchen, das wegen seiner drei Farben Mikeh genannt wurde.
Die Nakamuras waren nicht mit Reichtümern gesegnet, sie schenkten Sake und Reiswein aus, servierten den Gästen Tee und Reiskuchen, sie lebten nicht gut davon, aber auch nicht schlecht, für ihre Mikeh hatten sie immer ein paar Leckerbissen übrig und ließen sie niemals hungern.
Eines Tages erkrankte Herr Nakamura sehr schwer und da er sich nicht mehr um sein Gasthaus kümmern konnte, kamen auch immer weniger Gäste. Bald kamen gar keine Gäste mehr, denn auch seine Frau war vor Kummer und Sorgen krank geworden. Nur das Kätzchen Mikeh blieb gesund und war sehr bekümmert, denn es sah seine lieben Menschen auch immer sorgenvoller, mutloser und einsamer werden. So beschloß sie, den Katzenkönig am Fuße des heiligen Berges Fuji aufzusuchen, der allen bedrückten Katzen des Landes Rat und Hilfe geben konnte und verabschiedete sich von den Nakamuras mit dem Versprechen, recht bald wiederzukommen. Die Nakamuras waren sehr traurig und befürchteten, ihre Mikeh für immer verloren zu haben, da das Kätzchen wohl die Not der beiden nicht länger teilen wolle.
Mikeh lief derweil so schnell sie konnte zum Tempel des Katzenkönigs Njan-Njan. Dort angekommen, verbeugte sie sich mehrfach ganz ehrfürchtig vor ihm, doch noch bevor sie etwas sagen konnte, sprach er zu ihr. Er wisse, wer sie sei, woher sie komme und warum sie bei ihm sei. Die kleine Mikeh war darüber sehr verwundert und lauschte dem Rat des ehrwürdigen Katzenkönigs noch ehrfürchtiger, der folgendermaßen lautete:
"Gehe zurück nach Meguro. Du kannst Deinen Leuten helfen. Setze dich vor die Tür des Gasthauses und hebe die linke Pfote in Richtung Hauptstraße. Dann kehrt das Glück ein ins Haus Nakamura."
Mikeh merkte sich diese Worte und eilte zurück nach Meguro, wo sich die Nakamuras sehr freuten, ihr Kätzchen wohlbehalten wieder zu haben. Gleich am nächsten Morgen setzte sich Mikeh vor das Gasthaus und tat, was ihr der weise Njan-Njan geheißen hatte.
Nach 2 Stunden ritten auf der Hauptstraße eine kleine Gruppe Samurais vorbei und einer von ihnen zügelte abrupt sein Pferd, als er vor dem entfernten Gasthaus in scheinbarer Weise eine Katze winken sah. Auch die anderen schauten verblüfft, denn eine winkende Katze hatten sie noch nie gesehen. Der eine Krieger schlug dann vor, hineinzugehen und herauszufinden, was es bedeuten solle und die anderen stimmten zu, da sie auch zusätzlich Hunger und Durst verspürten. Die Nakamuras waren darüber hocherfreut, denn es waren die ersten Gäste seit vielen, vielen Wochen, sie waren wie ausgewechselt und umsorgten diese vergnügt. Als sie nun nach ihrer Katze gefragt wurden, waren sie verlegen, denn sie hatten noch gar nicht mitbekommen, was ihre Katze da tat. So sagten sie nur bescheiden, daß ihre liebe, kleine Mikeh halt so sei mit ihren Gewohnheiten und sie sie darum nur noch mehr liebten. Die Samurais machten noch eine stattliche Zeche, ritten davon und berichteten überall im Lande vom Gasthaus in Meguro, abseits der Straße nach Edo, vor dem eine Katze namens Mikeh saß und den Leuten zuwinkte. Und weil alle Leute diese winkende Katze sehen wollten, kamen immer häufiger Gäste zu den Nakamuras und bald ging es ihnen nicht nur wieder gut, sondern besser als je zuvor.
Und das alles dank des guten Rates des Katzenkönigs Njan-Njan an Mikeh, die den lieben Nakamuras aus der Not helfen wollte.
Seit diesen Tagen steht überall auf der Welt in allen japanischen Restaurants zumeist am Eingang ein Abbild der Mikeh aus Meguro und das Kätzchen der Nakamuras wurde bis auf den heutigen Tag zum Glückssymbol aller Japaner.