Ratten als Rudelmitglieder???

      Hallo!

      Ich habe da mal eine Frage bei der mich einfach eure Meinung interessiert!

      Also - ich bin, da ich auch noch Ratten als Haustiere halte, in einem Rattenforum.

      In diesem Forum hat ein Hundehalter gefragt wie denn sein Hund wohl zu den Ratten stehen wird - ob er sie nicht fressen wollen wird etc...

      Er bekam die Antwort von einer Forumlerin die wohl auch schon lange mit Hunden zu tun hat, daß der Hund den niedrigsten Rang einnehmen muß. Daß also Ratten, Vögel, Mäuse etc... im Rang über ihm stehen müssen, dann sei das garkein Problem.

      Ich bin da völlig anderer Meinung:

      Tiere wie Ratten, Mäuse, Vögel etc... gehören eindeutig in die Kategorie Beutetiere

      Man kann einem Hund zwar zuverlässig klar machen daß das "meine Beute" ist weil ich Rudelchef bin, aber ich denke, daß man Hunde niemals mit dieser Art von Tieren alleine lassen sollte weil der Beutetrieb immer durchbrechen kann!

      Wie seht ihr das - können Ratten Rudelmitglieder werden und ist es realistisch zu sagen der Hund steht unter der Ratte??
      (schon alleine die Vorstellung daß mein Hund unter meinen Nagern stehen soll finde ich absolut seltsam obwohl mir die Ratten natürlich auch wichtig sind!).

      Und man stelle sich vor - wenn Beutetiere Rudelmitglieder werden könnten, dann hieße das ja - der Alphawolf dreht sich um und die Rudelmitglieder könnten im Beutetrieb übereinander herfallen.... Ist doch komisch, oder?

      Also - ich bin gespannt war ihr darüber denkt!

      Eure etwas verwirrte Tini


      :rolleyes:
      Hi Tini,

      scheinst ja in ganzen Zoo zu haben. :biggrin:

      Tini schrieb:
      Er bekam die Antwort von einer Forumlerin die wohl auch schon lange mit Hunden zu tun hat, daß der Hund den niedrigsten Rang einnehmen muß. Daß also Ratten, Vögel, Mäuse etc... im Rang über ihm stehen müssen, dann sei das garkein Problem.

      Beute machen bzw. Jagen ist ein Oberbegriff für eine Reihe von Bewegungsmustern bei Beutegreifern, die angeboren sind.
      Ein Jagen könnte bei einem bestimmten Raubtier so aussehen:
      Fixieren Anpirschen Hetzen Töten Zerreissen Fressen
      Je nach Aufgabenbereich werden Hunde bei der Zucht selektiert. Daher zeigen Hunde auch unterschiedliches Jagdverhalten z.B. darf ein Hütehund seine ihn anvertrauten Schafe nicht reissen wohl aber Anpirschen und Hetzen. Ihm fehlen also die Muster Töten Zerreissen und Fressen der Beute. Es soll sogar Hunde geben, die nur fixieren aber ansonsten keine weiteren Bewegungsmuster der Jagd zeigen.
      Auch werden domestizierte Raubtiere wie Katzen und Hunde mit total ausgeprägten Jagdbewegungsmustern niemals solche Tiere bejagen, mitdenen sie eine soziale Bindung eingegangen sind d.h. auf die sie geprägt wurden. Mir ist ein Versuch bekannt, wo eine Katze mit einer kleinen Ratte aufwuchs. Sie hat wohl andere Ratten bejagt aber niemals diese eine. Erst als man sie für Monate voneinander getrennt hatte und sie dann wieder zusammenbrachte, hat die Katze die Ratte erlegt.
      Es hat anscheinend weniger mit der Rangordnung zu tun, sondern eher was mit vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Bewegungsmustern bzw. Sozialisierung des Hundes ( 5. - 16. Woche ), ob er andere Tierarten akzeptieren kann oder nicht.

      Viele grüsse
      Frank


      Lass die Medizin im Gefäß des Apothekers, wenn Du Deine Patienten durch Nahrung heilen kannst. (Hippokrates, berühmter griechischer Arzt des fünften Jahrhunderts)
      Hi Tini!

      Wenn Du Dir einen Herdenschutzhund anschaust, dann siehst Du ein vollkommen abgwandeltes Verhalten, Schafe sind eigentlich natürliche Beutetiere für den Hund, doch Herdenschutzhunde erkennen Schafe als vollwertige Rudelmitglieder an.
      In den abgelegenen Gebieten sind fast nie Menschen dabei, d.h. der Herdenschutzhund ist immer allein mit seiner "Beute" und doch wird er eher verhungern, als sich an seinen "Rudelmitgliedern" zu vergreifen.
      Der Grundstein für dieses extrem veränderte Verhalten möchte ich fast schon sagen, wird schon bei der Geburt dieser Hunde gelegt. Diese Hunde werden schon in der Schafherde geboren, ihre Eltern sind ebenfalls mit Schafen aufgewachsen, diese Hunde lernen ja gar nichts anderes, als das Schafe Rudelmitglieder sind. Die Frage ist jetzt, ist diese Verhalten bereits teilweise genetisch verankert oder wirklich nur durch Anschauung erlernt???

      Der Instinktverlust durch die Domestikation und Zuchtauslese beim Hund macht ihn für uns Menschen im Gegensatz zum Wolf schon sehr leicht "händelbar". Solche unnatürlichen, gegen die eigentlichen Instinkte gerichteten Situationen wie der Hund in der Menschenwelt erlebt gibt es in der Natur ja gar nicht. Trotzdem bleibt er ein Raubtier.
      Ich habe mal von einem Journalisten gehört, der einen Versuch mit einem Wolf und einem Reh gemacht hat. Beide hat er miteinander aufgezogen, sie haben miteinander gespielt (wie süß). Doch als der Wolf erwachsen wurde und das Reh eines Tages beim Spiel einen Fluchtversuch gemacht hat, machte es bei dem Wolf "klick" und das Jagdverhalten spulte sich automatisch ab und er hat das Reh "professionell" getötet.

      Wir selbst hatten früher Wellensittiche und Zorro war glaube ich recht zwiegespalten, zum einen wusste er, dass sie zur "Familie" gehören, zum anderen war es für ihn durchaus Beute.
      Eines Tages flog der eine Wellensittich wie immer in der Wohnung herum, plötzlich kam von unten meine "Schnappschildkröte" Zorro und hatte einen Wellensittich zwischen den Zähnen. Wir kamen aus allen Richtungen angerannt als wir das Geschrei von unserem "Piepmatz" hörten, aber Zorro hat ihm kein Federchen gekrümmt und nach einem auffordernden "Aus" kullerte unser vollgesabberter Vogel aus Zorros Maul. Das hat Zorro dann nie wieder getan und man konnte ihn auch ohne weiteres mit den Vögeln alleine lassen, aber die Vögel waren ja auch die meiste Zeit für Zorro außer Reichweite.

      Später habe ich dann von dem sog. ambivalenten Verhalten gehört. Zwei Verhaltensweisen die genau entgegengesetzt gerichtet sind. Zum Einen Zorros Beutetrieb, der den Wellensittich fressen will, zum Anderen der Rudeltrieb, der ihm das verbietet. Er ist in einem für ihn schweren Konflikt gefangen was zu einer Übersprungshandlung führt und schließlich zu einer Seite hin kippt. In unserem Fall zugunsten des Rudeltriebes, das ausspucken der (lebenden) Beute ist eigentlich ein neues Verhalten, da es in der Natur nicht vorkommt (eben nur bei Mensch und Hund).

      Ich denke für einen Hund steht eine Ratte nicht über ihm, schon gar nicht, wenn er nicht mit Ratten von klein an aufgewachsen ist, denn ganz blöd ist er ja nicht, er wird immer in dem oben erklärten Zwiespalt sein. Man sollte es ihm also nicht unnötig schwer machen und ihn mit der potenziellen Beute alleine lassen, da dann ja die "regulierende Kraft Rudel" nicht da ist und man den Zwiespalt, der den Hund so zögern lässt unterbricht. Man hat nun mal für alle Tiere im Rudel eine große Verantwortung zu tragen und wenn man eben Raubtier und Beutetier miteinander im Haus hält, dann muss man eben auf beide ein Auge haben und kann sie nicht alleine mit ihren Instinkten und Trieben lassen.

      Ciao Mimi
      ..........