"Meine Guete, war das heute wieder ein Stress im Buero, zu viel Arbeit
und zu wenig Zeit. Und dann auch noch der endlose Stau auf dem
Nachhauseweg". Wer kennt ihn nicht, den Stress. Es gibt zahllose
Stressfaktoren und jeder von uns reagiert anders darauf. Der eine wird
durch Pruefungsangst oder die staendige Reizueberflutung in Stress
versetzt, einem anderen machen Mobbing, Ueber- oder Unter- forderung
beim Job zu schaffen, der naechste wird durch Konflikte mit dem Partner
oder der Familie gestresst.
Bei dieser Vielfalt moeglicher Ausloeser verwundert es, wie Forscher
ueberhaupt auf die Idee kommen koennen, Stress im Tierversuch simulieren
zu wollen. Nach dem Motto "Geht nicht, gibt's nicht" lassen sich die
Experimentatoren einiges einfallen, um Stress bei Tieren zu erzeugen.
- Maeuse werden 24 Stunden lang mit lauten Toenen in 15 Sekunden-
Intervall traktiert. Diese Toene mit einer Frequenz von 200 Hertz werden
normalerweise zur Vertreibung von Nagern verwendet.
(Dokument-ID: 3155)
- Maeuse werden einen Monat lang einmal taeglich abwechselnd drei
verschiedenen Stressoren ausgesetzt: Eine Maus wird in einer kleinen,
loechrigen Plastikbox 15 Stunden lang in den Kaefig einer Ratte gesetzt.
Sie wird 2 Stunden lang in eine enge Plastikroehre gesteckt und 6
Minuten lang am Schwanz aufgehaengt. (Dokument-ID: 3253)
- Eine Ratte wird in eine Kammer mit Gitterboden gesetzt. Alle 24
Sekunden wird der Gitterboden fuer 60 Sekunden unter Strom gesetzt. Die
Ratten koennen den Elektroschock beenden, indem sie einen Hebel
druecken. Tiere, die den Zusammenhang zwischen dem Hebel und dem
Nachlassen des Schmerzes nicht verstehen, sitzen still auf einem der
Gitterstaebe und lassen die Stromstoesse ueber sich ergehen. Sie sind
"erlernt hilflos" und werden als "Modell" fuer die Depression verwendet.
(Dokument-ID: 3041)
- Zur Ausloesung von akutem Stress, werden Ratten eine Stunde lang in
eine enge Plastikroehre gesteckt, in der sie sich nicht bewegen koennen.
Chronischer Stress wird simuliert, indem die Tiere 5 Tage lang jeden Tag
eine Stunde in einer engen Roehre immobilisiert werden. (Dokument-ID:
3043)
- Ratten werden zehn Minuten lang in einem glattwandigen Gefaess zum
Schwimmen gezwungen. (Dokument-ID: 1348)
- Eine Maus muss in einem Laufrad bis zur voelligen Erschoepfung laufen.
Wenn sie nicht mehr kann, faellt sie nach hinten auf ein Metallgitter,
wo sie einen elektrischen Schlag erhaelt. So wird sie gezwungen
weiterzulaufen. Die voellige Erschoepfung wird angenommen, wenn eine
Maus laenger als 15 Sekunden auf dem Elektroschockgitter sitzen bleibt
oder mehr als 15 mal pro Minute darauf faellt.
(Dokument-ID: 3222)
- Ratten werden 14 Wochen lang einem kontinuierlichen Dauerstress
ausgesetzt, indem Futter oder Wasser entzogen, die Tiere mit Flacker-
licht (stroboskopisches Licht) beleuchtet werden, der Kaefig hin und her
gekippt, der Tag/Nachtrhythmus gestoert oder indem kaltes Wasser in die
Saegemehlstreu gegossen wird. (Dokument-ID: 1234)
Die genannten Beispiele sind alle in unserer Datenbank erfasst und
koennen unter der entsprechenden Dokument-ID nachgelesen werden.
Wozu diese extreme Tierqual? Vielfach werden die gestressten Tiere
gekoepft, um die Vorgaenge in ihren Gehirnen zu untersuchen. Bei anderen
Versuchen geht es um den Zusammenhang zwischen Stress mit anderen
Erkrankungen, wie Kolitis (Dickdarmentzuendung) oder Depression.
Gibt es nicht genuegend gestresste Menschen, an denen Untersuchungen
erfolgen koennten? Was nuetzt es Ratten und Maeusen zu quaelen? Auf
diese Weise koennen allenfalls Erkenntnisse ueber die Mechanismen in den
Gehirnen dieser Tiere gewonnen werden, nicht aber ueber die des
menschlichen Gehirns. Menschen leben in einer besonders abwechslungs-
reichen Umwelt und sind vielfaeltigsten Einfluessen ausgesetzt, die die
Entstehung von Stress und die damit in Verbindung gebrachten Krankheiten
beeinflussen. Diese Vielfalt laesst sich im "Tiermodell" nicht einmal
annaehernd nachempfinden. Die Tierversuche sind voll- kommen sinnlos.
Studien mit Freiwilligen koennten hingegen Auf- schluesse ueber die
Entstehung von Stress und die Zusammenhaenge mit anderen Krankheiten
geben. Gehirnuntersuchungen am Menschen koennen zum Beispiel mit
computertomographischen oder anderen bildgebenden Verfahren vorgenommen
werden.
Dr. med. vet. Corina Gericke
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