Der Hochleistungscomputer des Deutschen Klimarechenzentrums in Hamburg spuckte letzte Woche die beängstigenden Ergebnisse aus. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnte die globale Temperatur um bis zu vier Grad klettern, am Nordpol sogar bis zu zehn Grad. In rasanter Geschwindigkeit verschwinden riesige Eisflächen - mit dramatischen Auswirkungen für die Erde. Geht der Temperaturanstieg so wie bisher weiter, ist die Arktis in 1.000 Jahren komplett eisfrei.
Das Abtauen der grönländischen Festlandeismasse würde den Meeresspiegel um mindestens sieben Meter ansteigen lassen. Einige der größten Metropolen der Welt, wie zum Beispiel Tokio, New York, Shanghai, Sydney oder Kalkutta, aber auch Länder wie Holland oder das bevölkerungsreiche Bangladesh würden im Meer versinken.
Allein ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter hätte zum Beispiel für Holland katastrophale Auswirkungen. Nach Schätzungen wären knapp ein Zehntel der niederländischen Landfläche akut von Überflutung gefährdet, 3,6 Millionen Menschen müssten umsiedeln.
Golfstrom am Ende
Diese Horrorszenarien, die vor wenigen Jahren noch als Panikmache oder wissenschaftlich nicht haltbar verrissen wurden, werden mittlerweile als denkbar und realistisch angesehen. Stefan Rahmsdorf, Klimaforscher aus Potsdam, der vor einigen Jahren mit einem Aufsehen erregenden Klimamodell über den Golfstrom für Furore gesorgt hat, warnt nachdrücklich. Er hatte als erster darauf hingewiesen, dass der Golfstrom beim ungebremsten Abschmelzen der Polregionen zum Erliegen kommen kann.
Wie eine riesige Wärmepumpe sorgt der Meeresstrom dafür, dass ständig warmes Wasser aus der Karibik bis nach Nordeuropa gelangt. Nur dadurch ist das Klima in Europa gemäßigt, die Winter kurz und mild. Das Abschmelzen des polaren und des Grönland Eises durch den Temperaturanstieg bringt das Gleichgewicht zwischen den Meeresströmungen durcheinander. Diese führen einerseits Süßwasser aus den abgeschmolzenen Gletschern mit sich. Andererseits bewegt sich das warme Salzwasser des Nordatlantikstroms - dem nach Europa reichenden Arm des Golfstromes - entgegengesetzt.
Sollte der Golfstrom durch die Menge des abgeschmolzenen Gletscher-Süsswassers schwächer werden oder gar zum Erliegen kommen, könnte es bei uns sehr kalt werden. Dann würde aus der fehlenden Erwärmung innerhalb kürzester Zeit eine neue Eiszeit entstehen. Die wahrscheinliche Abkühlung wäre aber regional auf Nordwest-Europa begrenzt.