Am Freitag Abend sagte meine Mutter mir, dass eine Bekannte, die bei uns am anderen Ende der Straße wohnt, sie angesprochen hätte, dass sie zwei leidende Katzen gesehen hätte und meine Mutter mir doch bitte Bescheid geben sollte. Sie hat sich an uns gewendet, da sie weiß, dass ich am Wochenende immer im Tierheim und beim Tierschutz arbeite und sie war sich sicher, dass dort jemand eingreifen muss.
Ich bin Freitag abend sofort hingefahren und da sah ich sie.
Minnie, so hab ich sie sofort genannt, denn sie war eigentlich nur noch ein Schatten ihrer selbst. Der Besitzer fütterte sie wohl schon seit Monaten nicht mehr und durfte auch nicht mehr ins Haus. Seit Monaten bekam sie nur noch Futter von den Nachbarn und schlief nur noch draußen auf dem Bürgersteig und unter dem Auto.
Minnie war Freitag Abend in einem schlimmen Zustand, als ich sie gesehen habe. Dass sie sehr alt war konnte man schon sehen, sie hatte kaum noch Kraft. Auch aufgrund der Zähne usw würde ich sagen, dass sie mindestens schon 16 Jahre alt gewesen sein muss. Leider konnte ich sie mir fast nur aus der Ferne ansehen, da sie sich nicht anfassen lassen wollte. Das Fell sah schrecklich aus und sie war fürchterlich dünn.
Mit einer Freundin aus dem Tierheim habe ich über sie gesprochen und wir wollten die Katze am Montag, also heute, von ihrem Besitzer wegholen, nachdem wir mit ihm gesprochen haben, da er offensichtlich kein Interesse mehr an der Katze hatte und wir der Meinung waren, dass wir sie ihm mit guten Worten entziehen können und er sie uns überlässt.
Samstag nachmittag war ich wieder bei Minnie und sie lag wieder auf dem Bürgersteig. Mit einem Leckerchen konnte ich sie dann nach langer Zeit dazu bewegen, mir mit vielen guten Worten zu vertrauen. Auch wenn sie nur noch ein Schatten ihrer selbst war, sie war immer noch eine stolze Katze. In schönem dunkel braun und schwarz war ich Fell, nur leider völlig dünn und schuppig. Bei näherem Hinsehen konnte ich dann feststellen, dass sie eine völlig kaputte Oberlippe hatte, weil wohl eine schlecht oder völlig unbehandelte Hasenscharte vorlag. Die kompletten Zähne des Oberkiefers und die Oberlippe lag vollständig frei. An den Hinterläufen hatte sie überall offene Stellen, wo das Fell einfach durchgescheuert war, von dem Leben auf dem Bürgersteig.
Es hat mir das Herz rausgerissen, sie so zu sehen. Sie war eine so liebe Katze, vollkommen verschmust als sie einmal Vertrauen gefasst hat und schnurrte nur noch um mich herum, obwohl sie sich vor Schwäche kaum noch auf den Beinen halten konnte und ständig umkippte.
Ich habe dann den Entschluss gefasst, nicht bis Montag (heute) zu warten und sie sofort mitzunehmen, da ich mir sicher war, sie würde so nicht mehr lange durchhalten. Mit meiner Tierärztin hatte ich schon per Handy abgesprochen, dass ich außerhalb der Sprechstunde sofort zu ihr kommen kann. Was der Besitzer sagt, war mir egal. Ich halte nichts von Leuten, die sich einfach fremde Tiere unter den Nagel reißen und mitnehmen, aber dabei konnte ich nicht zusehen.
Leider sah Minnie das anders und als sie gemerkt hatte, dass ich sie nehmen wollte, war sie trotz der fehlenden Kräfte nicht mehr zu halten und verschwand hinter dem Haus im Garten.
Gestern, Sonntag, wollte ich wieder zu ihr um es noch einmal zu versuchen. Leider war meine Suche vergebens und Minnie war nirgendwo zu finden. Ich war krank vor Sorge nach ihr.
Heute nach der Arbeit wollte ich es wieder versuchen.
Heute Morgen rief mich meine Mutter auf der Arbeit an, direkt ganz früh.
Für Minnie kam leider jede Hilfe zu spät.
Als wäre es ein Abschiedsgruß muss ich wohl Samstag die letzte gewesen sein, die sie noch lebend gesehen hat und mit ihr schmusen konnte.
Samstag abend haben zwei Nachbars Kinder Minnie tot liegend auf ihrem üblichen Platz auf dem Bürgersteig gefunden. Sie hat einfach aufgehört zu atmen, so wie sie da lag. Sie lag in ihrer zusammen gerollten Schlafstellung mitten auf dem Bürgersteig.
Wenn ich das hier so schreibe, laufen mir einfach die Tränen. Ich hatte keine große Beziehung zu der Katze aufbauen können, aber sie war so ein stolzes Tier. Hätte nur jemand der Nachbarn ein paar Monate früher den Mund aufgemacht, dann hätte sie wenigstens die letzten Monate ihres wohl traurigen Lebens noch etwas Liebe und Zuneigung hier bei uns finden können. So etwas ist einfach nicht gerecht.
Sie hat es nicht verdient einen solch traurigen und einsamen Tod auf einem Bürgersteig sterben zu müssen, so etwas verdient keine Katze.
Ein Mensch soll sich einfach bis ins bodenlose Schämen einem Tier so etwas anzutun.
In Gedenken an meine arme Minnie, dass sie wenigstens dort wo sie jetzt vielleicht ist Ruhe und Frieden findet...

Es grüßen alle meine Süßen




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