Hund bellt Kinder an

      Hallo,

      wir haben folgendes Problem und am besten fange ich mal ganz vorn vorne an.
      Unseren Collie haben wir seit er 15 Wochen alt ist. Er ist jetzt fast sechs Monate alt. Er hat bis er zu uns kam zusammen mit Geschwistern, einer älteren Hündin und seiner Mutter bei Leuten gelebt die ihn in einem Schuppen auf einer Weide hielten. Die Mutter und die ältere Hündin haben dort die Schafe dieser Leute gehütet. Als er zu uns kam, kannte er nichts. Keine Menschen (bis auf diese Familie - Vater, Mutter, zwei Söhne), keine Straße, keine Autos, keine Wohnung. Einfach nichts. Er hatte vor allem Angst und richtige Panik. Wir haben selber drei Kinder im Aler von 13, 10 und 8. Die Kinder liebt er, spielt und tobt mit ihnen. Mit der Zeit legte sich seine Angst. Zwar noch nicht ganz, aber es wird wirklich immer besser. Er war etwa drei Wochen hier da fing er jedoch an die Freunde unserer Kinder die uns besuchten zu verbellen. Anfangs war es nicht so schlimm, er hört nach ein paar Minuten wieder damit auf. Er hat keine schlechten Erfahrungen gemacht, weder mit unseren Kindern, geschweige denn mit den Besucherkindern.
      Aber die Bellerei wurde immer schlimmer und als er dann noch anfing auf die Kinder loszugehen und nach ihnen zu schnappen zogen wir den Rat zweier Hundetrainer hinzu. Sie konnten uns eigentlich nur sagen, dass er halt ein Hütehund ist und seine "Herde" also uns beschützen möchte und außerdem sei er ein Hund voller Angst. In einer Hundeschule wurde dann getestet wie er auf tobende und spielende Kinder reagiert, aber da dort noch andere Welpen waren, haben ihn die Kinder nicht viel interessiert.
      Auf der Straße ist es genauso schlimm. Wir kommen an keinem Kind vorbei, ohne dass er es anbellt und am Kinderspielplatz in unserer Straße ist es ganz schlimm.
      Die Ratschläge die wir von den Hundetrainern bekamen waren ignorieren bzw. schimpfen. Also wir wissen jetzt gar nicht mehr was wir machen sollen.
      Vielleicht hat ja einer von euch so etwas auch schon mit seinem Hund erlebt und/oder kann uns irgendeinen Tipp geben wie wir uns verhalten sollen.

      Viele Grüße
      Marie
      Hi Marie,

      zuerstmal würde ich auch sagen: er ist eben ein Hütehund und kommt aus einer aktiven Hüterfamilie und konnte sicher seine Mutter auch mal beim Hüten beobachten.

      Daher will er seine Herde bewachen und seine Schafe zusammentreiben - das haben alle Herdenschutzhunde gemeinsam.

      Aber - trotzdem müßt ihr dieses Verhalten nicht tollerieren, ich denke man kann es ihm abtrainieren.

      Mit Sicherheit habt ihr einen sehr sensiblen und ängstlichen Hund auf Grund seiner Vorgeschichte.

      Wenn ihr an Kindern vorbeikommt und er bellt, dann dreht euch direkt mit ihm um und geht in die andere Richtung - sobald er aufgehört hat zu bellen, in diesem Moment, gebt ihr ihm ein Leckerchen.

      Umdrehen und wieder auf die Situation zugehen, bei Bellen wieder umdrehen und dasselbe wie oben.
      Zeigt ihm daß "nicht bellen" erstrebenswert ist und daß er es nicht nötig hat dich zu beschützen - du kannst das selber und mußt diese deinem Hund gegenüber auch ausstrahlen.

      Wenn ihr in solchen Situationen mal keine Zeit zum Üben habt würde ich ihn möglichst wenig in solche Situationen bringen.

      Er wird es sicher noch kapieren - er ist ja noch jung!

      Knapsen ganz streng verbieten - aber nicht hart. Ich würde ihn aus der Situation nehmen wenn er droht - es ist ihm dann zu bedrohlich und man tut ihm und den Kindern wohler wenn man den Hund erstmal da rausnimmt.

      Auch würde ich ein so ängstliches Tier niemals mit Kindern gleich welchen Alters alleine lassen solange ihr ihm und seiner Angst nicht trauen könnt!

      Kinder sind immer etwas schwieriger für Hunde, besonders für ängstliche Hunde - daher Vorsicht!

      Liebe Grüße

      Tini
      Hallo Mariechen
      Ich bin entsetzt, was euch die Hundeschule geraten hat :eek: So werden Kinder-hasser-Hunde gemacht. Der Hund hat Angst, versucht sich zu verteidigen und bekommt einen Anschnauzer. Was lernt er? Wenn Kinder da sind gibt Ärger! Aber gut, er lässt es sein weil er mit dem Boss keinen Streit anfangen will. Alles ist gut und ein Jahr später Spielt ein Kind mit ihm und der Tropfen der das Fass zum überlaufen bringt schlägt ein. Und dann heist es, der Hund hätte ohne jeden ersichtlichen Grund gebissen... Alles klar.
      Aber Tini hat recht, so weiter gehen kann es auch nicht. Sie muß lernen, dass sie bei dir an der Leine nicht dumm tun darf, egal was sie sieht. Wenn ihr Kindern begegnet, lass sie zu dir kommen. Tut sie dumm, zieh sie mit einem ordentlichen (!) Ruck zurück, sag aber nichts. Irgendwann ist der Moment wo sie nix macht. Dann ganz schnell ganz viel loben und sie von den Kindern ab lenken. Sie muß lernen, dass ihr bei dir nix passiert. Ist das Vertrauen und der Gehorsam da, kannst du versuchen wie sie reagiert, wenn ein Kind ihr ein Leckerlie geben will. Wenn sie blöd tut soll das Kind stehen bleiben, aber nicht gehen. Wieder Leinenruck und das ein Komando, dass sie sich jetzt still verhalten soll. Wenn sie sich beruhigt hat, das Kind näher kommen lassen. Solang, bis die Hand vor den Schnautze ist. Du musst sie natürlich gut im Griff haben. Wenn sie nichts macht, lass das Kind sofort gehen und viel loben.
      So wird sie langsam lernen, dass ihr wirklich nichts passiert. Es ist aber sehr viel Durchsetztungsvermögen erforderlich. Ich habe mit der Methode egal ob bei Angst oder Aggresion sehr gute Erfahrungen gemacht.
      MfG Schlumpfine
      Hi Schlumpfine, hi Mariechen!

      Also um ehrlich zu sein, ich bin etwas skeptisch was Schlumpfine, dein Vorschlag angeht!
      Warum denn an der Leine rucken wenn es auch ohne geht?

      Beim Anblick und anbellen an der Leine rucken erzeugt im Hund auch Aggressionen gegen das angebellte "Objekt".

      Dagegen einfaches wegdrehen und bei Blickkontakt und Ruhe belohnen werden nur Positive Dinge verbunden.

      Auch würde ich den direkten Kontakt zu einem Kind niemals so forcieren - Kinder sind einfach normal und gehören dazu, also muß man auch nicht so tun als wären sie etwas Besonderes.

      Wenn Kinder zu Besuch kommen dann nimm deine Hündin erstmal aus der Situation heraus.
      Ein Hund hat grundsätzlich zwischen spielenden Kindern sowiso nichts zu suchen da es immer Situationen gibt die man nicht überblicken kann und die eskalieren können.

      Haben die Kinder dann eine Ruhephase, dann hol sie dazu - lass sie rumgehen und schnüffeln und gib in dieser ruhigen Situation vorher jedem Kind ein Stück Wurst in die Hand die es der Hündin geben kann wenn sie zum Schnüffeln kommt.

      Normalerweise reagieren Hunde auf sitzende und ruhige Menschen selbst ruhig. Du brauchst also nicht mal eine Leine denn der Leinenkontakt macht schon wieder Druck und du strahlst durch die Leine deine ganze Unsicherheit auf den Hund aus - diese wiederum kann das nicht einordnen und überträgt es auf die Kinder... Ein ewiger Kreislauf!

      Grundsätzlich und unabhängig von den Kindern solltest du viel mit deiner Hündin am Grundgehorsam üben, so daß ein ruhig gesprochenes "Lass das" oder ähnlich sie von einem Verhalten ablenkt.

      Dies kann man genauso üben wie schon erklärt - sie bellt, du drehst dich weg und sagst betont "Lass das" und sobald sie ruhig ist fixier sie mit einem Leckerli an dich und belohne sie sofort!

      Auf dieser Ebene lernen Hunde unheimlich schnell weil es nur und ausschließlich positiv ist - es wird also nur gutes Verhalten bestärkt, auf Negetives wird eigentlich garnicht reagiert außer durch wegdrehen...

      Also, ich hoffe ich hab dich nicht durcheinandergebracht!

      Liebe Schlumpfine, ich denke du hast mit deiner Methode sicherlich auch Erfolg - aber ich denke mir immer: warum mit Druck wenns auch ohne geht! Und versuchs mal, Hunde lernen viel schneller durch positive Bestärkung!

      :biggrin:

      Liebe Grüße

      Tini
      Hi Tini
      Ich kann schon verstehen, dass man sich da seinen Teil dazu denkt. Ich bin auch sicher, dass es anderst geht.
      Nur hab ich keine Ahnung, ob Mariechen Hundeanfänger ist und ich kenne den Hund nicht. Wenn sie sich ab wendet und den Hund hinter sich her zieht weil er immer noch die Kinder verbellt, dann stelle ich es mit in ihrer Situation schwierig vor, die Aufmerksamkeit des Hundes zu bekommen. Ich sehe oft, dass Leute Methoden in die Art machen, aber sie nicht richtig durchziehen. Darum suche ich ein Zwischending, dass für beide Seiten versändlich ist.
      Mir ist klar, dass das was du vor schlägst, das optimale für den Hund wäre. Es bringt aber nichts wenn die Menschen es nicht völlig korekt hin bekommen. Ohne dich oder Mariechen kritisieren zu wollen.
      Weitet frohes schreiben MfG Schlumpfine
      Hallo Marie,

      wichtig wäre herauszufinden, ob Euer Hund Euch beschützen möchte, dann ist es ein Führungsproblem, oder generell eine negative Erwartungshaltung gegenüber Kindern hat. Dementsprechend müsste dann eine Therapie aufgebaut werden. Beauftrage eine weniger mit dem Hund verbundene Person und lass die beiden langsam auf den Kinderplatz zugehen. Beobachte aus weiterer Entfernung die Körpersprache Deines Hundes, vieleicht kannst Du das Ganze mit einer Kamera aufnehmen und uns dann über das Verhalten Deines Hundes hier an dieser Stelle berichten ?
      Übrigens gebe ich Tini vollkommen recht. Gewalt erzeugt nur Gewalt ! Druck erzeugt Gegendruck. Würde bis auf weiteres empfehlen, dass Du versuchst, dass aggressive Verhalten Deines Hundes durch ein entsprechendes Management zu vermeiden, um das Verhalten Deines Hundes nicht noch fester zu verankern bis ein entsprechendes Übungsprogramm aufgestellt worden ist. Leckerlies aus der Hand von Kindern halte ich zur Zeit für zu gefährlich !

      Viele Grüsse
      Frank


      Lass die Medizin im Gefäß des Apothekers, wenn Du Deine Patienten durch Nahrung heilen kannst. (Hippokrates, berühmter griechischer Arzt des fünften Jahrhunderts)
      Hallo,

      zuerstmal danke für Eure Antworten.

      Ob er uns beschützen möchte kann ich nicht sagen. Denn warum tut er es, wenn es so ist, nicht bei Erwachsenen in dieser Form wie er es bei Kindern tut ? Klar sie sind kleiner....

      Dann hatten wir gestern folgende Situation. Ort:Sportplatz. Mein Mann trainiert mit dem Tormann einer Jugendmannschaft, macht mit ihm Einzeltraining. Außer uns sind keine anderen Leute und Kinder da. Unser Hund läuft auf dem Platz vor dem Sportplatz rum und spielt mit meinem ältesten Sohn. Etwa 20 Meter weiter kommt dann eine Mutter mit ihrem beiden Kleinkindern. Sie spielen zusammen Ball.
      Nicht ein einziges Mal ist unser Hund zu diesen Kindern hin, sondern hat sie sich immer nur kurz angeschaut und mit meinem Sohn weiter gespielt.
      Auf dem Nachhauseweg haben wir den Jungen (Tormann) wieder mit nach Hause genommen und unser Hund saß zwischen meinem Sohn und diesem Jungen. Sammy leckte ihm tatsächlich die Hände. Und genau diesen Jungen bellt er u.a. immer an, wenn er zu uns nach Hause kommt.

      Beim Abendspaziergang kommen wir dann am Spielplatz vorbei, der besagte Junge spielt dort mit einigen Kindern, kommt auch uns zu und wird angebellt.

      Also ich verstand da dann überhaupt nichts mehr......

      Hallo Marie,

      irgendeine Ursache muss es haben, dass der Hund mal bellt und mal nicht. Hunde denken bzw. handeln situationsbezogen. Vieleicht spielt der Ort eine Rolle, den der Hund meint, verteidigen zu müssen wie z.B. Euer Heim oder den Fussweg, den Ihr täglich benutzt. Wie verhält er sich an einem neutralen Ort, wo er vorher noch nicht bzw. nur selten gewesen ist ? Vieleicht liegt es auch daran, wie die Kinder auf ihn zukommen. Lass sie mal in einen Bogen auf den Hund zugehen, wie verhält er sich dann ? Sollte er anfangen zu bellen, sollten die Personen in die Hocke gehen, den Kopf abwenden und so eine weniger bedrohliche Haltung einzunehmen. Wie reagiert der Hund ?
      Wichtig ist auf jeden Fall die Ursache herauszufinden, warum der Hund so reagiert , damit man eine wirksame Therapie aufstellen kann.

      Gruss
      Frank


      Lass die Medizin im Gefäß des Apothekers, wenn Du Deine Patienten durch Nahrung heilen kannst. (Hippokrates, berühmter griechischer Arzt des fünften Jahrhunderts)