Angepinnt Winterschlaf bei Reptilien

    Winterschlaf bei Reptilien

    Hallo Miteinander

    Da die Frage immer wieder kommt, erklär ich mal wieso man einen Winterschlaf bei Reptilien einhalten sollte.

    Grundsätzlich gilt: Reptilien haben eine sehr hohe Tendenz Fette auf der Leber abzuspeichern. Das sind Notvorräte für schlechte Zeiten. Diese müssen regelmässig auf und wieder abgebaut werden. Während den intensiven Fütterungsphasen im Frühjahr bis zum Herbst ist es den Tieren möglich die Notvorräte aufzustocken. Wärend des Winterschlafes findet der Abbau statt, da das Tier von seinen Notvorräten zerrt.
    Passiert dieser Vorgang nicht, so kommt es zu einer Leberverfettung welche fatale Folgen für das Tier haben wird.
    Die Leber ist die Zentrale Produktionsstätte vieler wichtiger Stoffwechselprodukte. Funktioniert diese nicht mehr richtig verliert die Leber an Leistungsfähigkeit und bringt das Tier dadurch in Lebensgefahr, da der ganze Organismus aus den Fugen gerät.


    Des Weiteren gibt es noch andere Gründe wieso ein Reptil einen Winterschlaf halten soll.

    1. Fettstoffwechsel und Hormone
    Viele Hormone sind fettlöslich. Deshalb spielt das Leberfett eine zentrale Rolle im Hormonstoffwechsel. Dies erklärt auch, weshalb der Hormonspiegel direkt durch den Winterschlaf beeinflusst wird. Während dieser Zeit werden Körperfette abgebaut, und Hormone, welche für die Paarung und den Geburtsvorgang wichtig sind freigesetzt. So erklärt sich auch der Umstand, dass die Nachzucht bei Tieren mit Winterschlaf erfolgreicher abläuft.

    2. Proteinstoffwechsel und Enzyme
    Proteine sind einerseits ein wesentlicher Nahrungsbestandteil, und andererseits besteht der Muskelapparat von Reptilien aus Proteinen. Damit Proteine überhaupt auf- und abgebaut werden können, benötigt der Körper Enzyme; so genannte Biokatalysatoren. Diese werden in der Leber produziert und von dort in die Blutbahn abgegeben. Eine Leber welche verfettet, produziert auch zu wenig Enzyme, was wiederum die Nahrungsverwertung und den Muskelaufbau der Tiere negativ beeinflusst.

    3.Zuckerstoffwechsel
    Zucker ist die Hauptenergiequelle der Reptilien. Zucker wird als Glykogen in der Leber gespeichert und über Leberenzyme in Glucose umgewandelt. Als Glucose steht der Zucker dem Körper dann zur Energiegewinnung zur Verfügung. Wird dieser Kreislauf durch eine verminderte Leistungsfähigkeit der Leber gestört, kann das Tier unter- oder überzuckert werden. Unterzuckert, weil die Speicherreserven (Glykogen) nicht ausreichend mobilisiert und in Glucose umgewandelt werden können. Und überzuckert, weil durch die Nahrung aufgenommenen Zuckereinheiten nicht ausreichend in die Leber eingelagert werden können.

    Diese drei physiologischen Zusammenhänge erklären die Notwendigkeit des Winterschlafs.
    Um einen Winterschlaf in der Praxis erfolgreich umzusetzen, empfiehlt es sich folgende Prinzipien einzuhalten:

    1. Tiere unterschiedlicher Art und Rasse haben auch unterschiedliche Winterschlafbedürfnisse. Zuverlässige Fachliteratur informiert über die Bedürfnisse der einzelnen Tiere.

    2. Temperatur 4-18°C.

    3. Wüstentiere reagieren empfindlicher auf zu tiefe Temperaturen; Tiere der nördlichen Hemisphäre reagieren kältetoleranter.

    4. Tiere die mehr als 10% des Körpergewichts verlieren, sollten aufwachen und durch einen Tierarzt untersucht werden.

    5. Regelmässige Temperatur- und Gewichtskontrollen.

    6. Kranke Tiere nie in den Winterschlaf versetzen.

    7. Bei Schildkröten empfiehlt sich eine Wurmprophylaxe 2 Monate vor dem Winterschlaf.


    Liebe Grüsse Shizo


    Quelle: Dr. P. Schneller


    Hier könnt ihr drüber Diskutieren Diskusion über den Winterschlafthread

    Ein kleiner Einblick in meinen Zoo .................. i'm not deaf, i'm ignoring you

    Vorbereitung und Winterschlaf

    Wie bereite ich mein Tier auf den Winterschlaf vor?

    Ich empfehle 3 Wochen vor dem eigentlichen Winterschlaf mit der Vorbereitung anzufangen.

    1. Das Wichtigeste ist, dem Tier absolut garnichtsmehr zu fressen zu geben. Das Tier muss nüchtern bleiben.
    Es ist wichtig, dass die Tiere einen leeren Magen/Darmtrackt haben.
    Wärend des Winterschlafes funktioniert auch der Organismuss der Tiere nicht. Sie fallen quasi in eine Starre.
    Wenn sich noch Futterreste im Magen/Dramtrackt befinden, beginnen diese zu gären und setzen giftige Stoffe frei, welche das Tier töten können.
    Die 3 Wochen Vorbereitung reichen den Tieren um sich zu "entleeren". Man sollte sie dennoch ein paar Tage vor dem Winterschlaf Lauwarm baden. Dadurch wird der Magen/Dramtrackt angeregt und die Tiere können auch noch den restlichen Kot absetzen.

    2. Die Licht- und Heizinterwalle werden verkürzt. So das in der letzten Woche nur noch ca 1 Stunde Licht brennt und geheizt wird.
    Am besten empfiehlt es sich die Licht- und Heiztdauer auf den Mittag zu beschränken.

    3. Das Tier sollte am letzten Tag der Vorbereitung gewogen werden. Schreibt euch dieses Gewicht auf. Das Tier darf auf keinen Fall mehr als 10% seines Körpergewichtes verlieren. Sollte das der Fall sein, so weckt eurer Tier umgehend und bringt es zu einem fachkundigen Tierarzt.

    4. Wurden diese 3 Dinge gemacht, kann das Tier nach Ablauf der Vorbereitungszeit in den Winterschlaf versetzt werden.
    Dazu werden die Tiere in eine ihrer Grösse entsprechenden Box gesetzt. In der Box sollte Einstreu liegen (kann der gleiche wie im Terrarium sein) und ein Versteck sollte vorhanden sein. Das einzige was das Tier noch bekommt ist eine kleine Schale mit Wasser. Denn trinken sollte es können wenn es möchte.

    Allgemeine Tipps und Hinweise:
    Es muss unbedingt darauf geachtet werden das die Winterschlaftemperatur eingehalten werden kann. Eine zu warme oder zu kalte Überwinterung ist schädlich für das Tier.
    Wenn es zu kalt ist kann es erfrieren. Wenn es zu warm ist, dann schläft es nicht richtig, was zur Folge hat, dass der Kreislauf wieder in Schwung kommt und sie aus der Winterstarre rausfallen. Der gesammte Organismus beginnt zu arbeiten und bräuchte eigentlich Nahrung. Da er aber keine zur Verfügung hat zerrt er an den letzten Notvorräten der Leber und es kommt zu einer extremen Gewichtsabnahme.

    Jedes Tier muss einzeln überwintert werden. Auch wenn sie unterm Jahr zusammen in einem Terrarium sitzen.

    Das Tier sollte einmal im Monat gewogen werden um das Gewicht im Auge zu behalten. Wenn es ein paar Gramm abnimmt ist das nicht schlimm, allerdings darf es, wie bereits erwähnt, nicht mehr als 10% seines Körpergewichtes verlieren.

    Es dürfen nur gesunde Tiere in einen Winterschlaf versetzt werden. Eine Kontrolle vor dem Winterschlaf bei einem Tierarzt empfiehlt sich wenn man unsicher ist ob das Tier wirklich gesund ist.

    Jedes Tier hat andere Bedürfnisse was den Winterschlaf angeht. Informiert euch über euer Tier genau. Fachliteratur ist von gro?em Nutzen (nicht nur im Bezug auf den Winterschlaf).


    Wie wecke ich mein Tier?

    Das Aufwecken ist eine relativ simple Sache. Man nimmt das Tier aus der Box wiegt es nochmal um zu schauen ob alles in Ordnung ist und setzt es ins vorgeheizte Terrarium unter die Wärmelampe und auf den wärmsten Fleck im Terrarium. Auch hier empfiehlt es sich die Interwalle von Licht und Heizung langsam zu steigern. Allerdings kann das Terrarium innerhalb einer Woche wieder ganz normal laufen.

    Solltet ihr Fragen zu diesem Thema haben, so schreibt sie doch in diesen Thread: Diskusion über den Winterschlafthread

    Dieser Text soll als Eckpfeiler dienen. Er erspart es euch nicht, euch über euer Tier und dessen Winterschlafgewohnheiten zu informieren.
    Sollten während des Winterschlafes Fehler passieren, liegt das alleine in eurem eigenem Ermessen und ist nicht auf diesen Text zurück zu führen.

    Liebe Grüsse Shizo

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