Viele Menschen (häufiger übrigens Männer) sagen: Warum soll ich meiner Katze/meinem Kater den Spaß nehmen? Denen sei gesagt: Bei Katzen handelt sich das sexuelle Procedere nicht um Spaß, sondern um puren Stress. Katzen sind sich des Triebes und der Tragweite ihres Triebes nicht bewusst - es ist eben ein Trieb, dem sie automatisch nachgehen.
Der zahmste Stubenhocker wird plötzlich zum Ausbruchskünstler, Katzen in der Rolligkeit sind schwer gestresst, fressen häufig tagelang nichts, zehren oft sichtbar aus, Kater durchstreifen riesige Reviere, sind unvorsichtig und lassen sich leicht in blutige Rivalenkämpfe verwickeln. Beim Kämpfen und beim Deckakt selbst werden tödliche Infektionen übertragen, gegen die teilweise nicht einmal eine Impfung möglich ist. Katzen können obendrein dauerrollig werden, was unbehandelt tödlich endet, durch extreme Hormonschwankungen bilden sich häufig sehr schnell Zysten und andere Entartungen in der Gebärmutter aus, es kann zu Entzündung und Vereiterungen führen...
Nebenbei bemerkt: nicht nur potente Kater markieren ihr Revier mit Urin, auch rollige Katzen neigen dazu außerhalb des Klos Urin abzusetzen und so ihr Revier zu markieren, bzw. Kater anzulocken!
Unterm Strich kann man nur festhalten: es ist nicht umsonst so, dass Katzen länger leben wenn ihr Geschlechtstrieb chirurgisch unterbunden wurde.
Nur als Anmerkung am Rande ist so ein Eingriff nicht unnatürlich (was man auch oft hört). Im Gegenteil, aus Katzensicht ist es nicht natürlich mehrmals im Jahr zu rollen und nicht gedeckt zu werden (Wohnungskatze).
Genauso wenig ist es natürlich mehrmals im Jahr gedeckt zu werden. Die Ahnen der heutigen Katzen waren Einzelgänger, die sich eher selten über den Weg gelaufen sind. In der Hochzeit (Frühjahr) hat wahrscheinlich jede Katze einen Partner gefunden, dazwischen eher nicht. Dazu kommt, dass durch (unabsichtliches) füttern, warme Schlafplätze usw. selbst die wildeste Bauernhofkatze ein von Menschen verbessertes Leben führt und schon deshalb nicht mit "Natur pur" vergleichen werden kann.
Den Trieb mit Hormonen zu unterbinden ist natürlich ebenso wenig natürlich wie auch gesundheitsschädlich, die Hormone wirken nicht wirklich sicher und haben enorme Nebenwirkungen, die Bildung von Zysten ist nur eine.
Ein weiteres Argument oder Problem ist häufig die Finanzierung. Die Kosten sind regional und auch von Tierarzt zu Tierarzt oft sehr unterschiedlich. Bei einer Katze muss man insgesamt mit etwa 70-120 EUR rechnen, bei Katern mit 40-70 EUR. Jeder der sich eine Katze anschafft muss sich über diesen Kostenpunkt einfach im Klaren sein, manche Tierärzte bieten Ratenzahlung an. Den ganz knauserigen sei gesagt, dass eine Notoperation aufgrund einer Gebärmutterentzündung oder Dauerrolligkeit oder eine der durch den Deckakt übertragenen Infektionen ein Vielfaches einer normalen Kastration kostet!
Für alle Beteiligten ist es das Beste und für Katze und Kater lebensverlängernd, wenn sie KASTRIERT werden.
II. Definition Kastration / Sterilisation
Heute werden Katzen wie Kater KASTRIERT, auch wenn man aus alter Gewohnheit bei Katzen häufig noch von einer Sterilisation spricht. Der Unterschied liegt nicht am Geschlecht, sondern bedeutet eine komplett andere Operation.
Die Sterilisation bedeutet die mechanische Unterbrechung der Leitungen zu dem Keimdrüsen (Eierstöcke/Hoden).
Bei Katern:
Die Samenleiter werden durchtrennt, die Hoden bleiben erhalten. Kater bleiben normal aktiv, sind hormonell normale, potente Kater. Sie gehen größere Reviere ab, kämpfen um Katzen (Infektionsrisiko mit FIV/FeLV uvm.), riechen äußerst streng, markieren ihr Revier.
Bei Katzen:
Die Eileiter werden durchtrennt, die Eierstöcke/Gebärmutter bleibt erhalten. Sie sind hormonell gesehen potente Katzen, sie werden weiterhin rollig, haben Drang nach draußen, lassen sich decken (Infektionsrisiko FIV/FeLV uvm.). Der körperliche Stress der Rolligkeiten ist genauso hoch wie bei nicht sterilisierten Tieren, das Risiko in einer Dauerrolligkeit zu rutschen genauso hoch und durch die extremen Hormonschwankungen ist auch das Risiko von Gebärmutterveränderungen (Zysten, Tumor, Vereiterung) genauso hoch.
Die Kastration bedeutet die chirurgische Entfernung der Keimdrüsen (Eierstöcke/Hoden).
Bei Katern:
Die Hoden werden komplett entfernt, es ist nur ein kleiner Schnitt in den Hodensack, der oft nicht einmal genäht werden muss. Dadurch fällt der größte Produzent von Sexualhormonen weg. Kater werden häuslicher, neigen nicht mehr so stark zu Kämpfen, der Urin riecht nicht so streng, der Drang zum Markieren fällt fast immer weg.
Bilder:
www.ciara.de/kastration_kastrieren_kater_katze.html#katerkastration
Ins Land der Märchen gehört die Geschichte, (früh) kastrierte Kater würden den typischen dicker Katerkopf nicht bekommen oder kleiner bleiben - selbst Kater die mit 12 Wochen kastriert werden bilden sich normal aus, da die Wachstumshormone hauptsächlich im Gehirn gebildet werden und die Veranlagung genetisch bedingt ist.
Bei Katzen:
Die Eierstöcke werden komplett entfernt, wenige Tierärzte entfernen auch die Gebärmutter teilweise oder annähernd ganz. Die Gebärmutter produziert selbst keine Hormone, also ist es Geschmacksache des Tierarztes. Der Schnitt muss zur Gebärmutterentfernung einen Tick größer sein, werden Entartungen festgestellt wird sie generell entfernt, ansonsten kann sie ohne Schaden auch dort belassen werden wo sie ist.
Bilder:
www.ciara.de/kastration_kastrieren_kater_katze.html#katzenkastration
Katzen werden meistens in der Bauchmitte kastriert, eine nicht so verbreitete aber zum Beispiel für säugende Katzen sehr angenehme Technik ist die von der Flanke aus. Bei der Katze fällt ebenfalls der größte Produzent von Sexualhormonen weg, sie wird häuslicher, wird nicht mehr rollig und lässt sich auch nicht decken. Das Risiko von Gebärmutterentartungen sinkt erheblich, da die großen Hormonschwankungen der Rolligkeiten wegfallen.
Ins Land der Märchen gehört auch die Geschichte, Katzen müssten vor der Kastration einmal rollig gewesen sein oder gar einmal Junge bekommen haben. Weder psychisch noch körperlich ist es für die Katze irgendein Unterschied für das Leben danach ob sie rollig war oder Junge hatte.
III. Der richtige Zeitpunkt zur Kastration:
Katzen wie Kater werden nicht selten schon mit 5 Monaten geschlechtsreif - das sorgt bei gemischten Paaren und Freigängern häufiger für Überraschungen! Gerade die erste Rolligkeit einer Katze beginnt oft so schleichend, dass der Kater schon gedeckt hat bis man es als Mensch überhaupt merkt. Sobald eine oder mehrere Deckungen erfolgt sind, wird bei der Katze der Eisprung ausgelöst und die Rolligkeit hört auf. Die Trächtigkeit wird meistens dann erst entdeckt, wenn der Bauch nicht mehr zu übersehen schwanger aussieht.
Im englischsprachigen Raum wird schon lange die Frühkastration durchgeführt, das bedeutet, dass Katzen wie Kater schon mit 9-16 Wochen kastriert werden. In Deutschland löst der Gedanke bei vielen noch instinktives Entsetzen hervor, medizinisch gesehen hat das aber keine Nachteile, dafür viele Vorteile (Schnitt ist kleiner, Selbstheilungskräfte
besser, Narkose kürzer usw.). In Deutschland erkennen vor allem Tierschutz und Züchter, dass die Technik auch Vorteile beim Vermitteln von Katzen bringt - man produziert durch die Abgabe nicht selbst ungewollt Nachwuchs, weil der neue Besitzer gar nicht mehr selbst entscheiden kann ob er kastrieren lässt oder nicht.
(Mehr Infos: www.cat-care.de/fruehkastration.pdf)
Wie oben schon erwähnt sind die angeblichen Nachteile dieser Technik (Kater bleiben kleiner, keine Katerbacken) widerlegt. Einzig im 5. Lebensmonat sollte man eine Kastration vermeiden, da sich in dieser Zeit die Vorhaut vom Penis löst und es durch die Kastration dabei zu Störungen kommen kann.
Bei Katzen ist die einzige Zeit in der Vorsicht geboten ist die Rolligkeit selbst. Während dieser Zeit sind die Geschlechtsorgane besser durchblutet, der Operateur muss besser aufpassen, damit es nicht zu unkontrollierten Blutungen kommt. Die meisten Tierärzte machen es nicht gerne, wenn aber zum Beispiel eine Dauerrolligkeit vorliegt MUSS während der Rolligkeit kastriert werden. Nach der Rolligkeit braucht es etwa 10 Tage, bis alles sich normalisiert hat.
Allerspätestens sollte eine Katze nach der ersten Rolligkeit kastriert werden, ein Kater sobald er Markierverhalten zeigt oder der Urin beginnt streng zu riechen.
IV. Wichtig, bitte merken!
- Katzen wie Kater werden KASTRIERT.
- Keinesfalls sollten Katzen/Kater VOR der Kastration Freigang erhalten!
- Eine Katze muss nicht rollig gewesen sein und auch keinen Nachwuchs bekommen um "reif" zu sein.
- Gemischte Paare/Freigänger sollten früh (mit ca. 5 Monaten) kastriert werden.
- Kater können 6 Wochen nach der Kastration noch zeugungsfähig sein!
V. Links
Zur Vor- und Nachsorge der Operation bei Katzen und Katern hier eine schöne Sammlung von Beachtenswertem:
www.ciara.de/kastration_kastrieren_kater_katze.html#operation
Weiterführende Links:
www.loetzerich.de/KIN/catcare/kastration/kastration.html
www.helkenberg-maine-coon.de/HP_2003/Health/Fruhkastration.html
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